"DINE" s Logbuch
Dies ist das Weblog von "DINE", einer LEISURE 23SL. Ein modernes Logbuch - halt im Netz. Vom 6.4.-13.9.07 hat DINE einhand die Ostsee umrundet (kleine Runde) und 2065 SM zurückgelegt. Alle Reiseberichte können über das Archiv geöffnet werden. Man kann auch über "Blog durchsuchen" (oben links) Beiträge zu bestimmten Städten, Häfen usw. gezielt suchen, indem man dort ein Stichwort eingibt. Das Boot wurde 2009 verkauft - die Nachfolgerin heißt "Nordwind" und liegt wieder in Heeg / Friesland.
30.4.07
29.4.07
Geduld gefragt
So, nach den anfänglichen Erfolgen kommt jetzt die Geduldsprobe: eiskalter Ost/Nordost, ein Wind, den ich gar nicht brauchen kann. Gegen Ostwind ankreuzen macht mit DINE wenig Sinn. Sie läuft nicht hoch genug am Wind. Frustig ist, dass ich mit meinem System Weltempfänger und Laptop einfach keinen Wetterbericht reinbekomme. Ich kriege kein ausreichendes Rundfunksignal. So vertrödele ich den Sonntag, bis ich mit einem netten Polen ins Gespräch komme, der in Berlin arbeitet. Er zeigt mir ein Internetcafe und ich pflege leidlich die Webseite. Es geht nur Text, Bilder laden funktioniert nicht und in meine Mails komme ich auch nicht rein…
Der Wetterbericht im Web macht mich auch nicht schlauer: es sind so ziemlich alle Windrichtungen angesagt. Was ich erlebe, ist ein strammer NE. Ich will aber nur bei einigermaßen klarer Vorhersage losfahren, denn der Schlag nach Kolberg geht über 30 Sm offene Küste. Und der Törnführer warnt ausdrücklich vor dem Versuch des Gegenan. Man kommt einfach nicht genügend voran. Dabei sind die Wellen die eigentliche Bremse: kurz und steil, bremsen sie das Schiff immer wieder ab.
Bis auf die Kälte gibt es heute wieder strahlenden Sonnenschein, also gibt es am Wetter eigentlich nichts auszusetzen. Klären muss ich noch, welche Bedeutung das militärische Sperrgebiet vor Dziwnow hat. Das darf man eigentlich nur Sonntags und Montags befahren. Der Hafenmeister sah das aber nicht so eng und meinte, ich könne da durch.
Jetzt um 17.30 flaut der Wind ab, mal sehen, ob er auch die Richtung wechselt…
28.4.07
Dziwnow
Einlaufen in Dziwnow
Bis zum frühen Nachmittag war es noch sehr sonnig und warm, jetzt ist auch der Wind mächtig abgekühlt.
Ich war am Morgen etwas aufgeregt vor der Weiterfahrt nach nach Dziwnow. Zum einem erfordert der untere Lauf der Dziwna sorgfältige Navigation zum anderen gibt es im Ort auch ein Brückenhindernis. Diese Brücke soll aber stündlich öffnen.
Die Passage in die Stadt ist aber gut betonnt und stellt kein Problem dar. Eine Tankstelle liegt steuerbord auf dem Weg und so ist auch das Problem schnell erledigt. Bleibt die Brücke. Ich melde mich über UKW, bekomme aber keine Antwort. Als ich mich gegen 12.45 langsam nähere, geht sie wie von Geisterhand für mich auf. Erst bei der Durchfahrt sehe ich den Brückenmeister und winke ihm zu. Alles klappt wie am Schnürchen und so wundert es auch nicht, dass im Fischereihafen ein junger gutgelaunter Hafenmeister meine Leine annimmt.
Dziwnow ist ein Straßendorf, dass sich über eine Länge von ca. 3,5 Km zwischen Bodden und Ostsee erstreckt. Was auffällt, sind viele kleine Geschäfte, eher Büdchen, die offensichtlich der Selbständigkeit der Besitzer dienen. Sie verkaufen ein Sammelsurium an Dingen und suchen ihre Nische offensichtlich in unkonventionellen Öffnungszeiten. Zum Teil sind sie 24 Std. geöffnet. Piwo gibt es überall zu kaufen und wird auch gekauft.
Ich esse Dorsch, Pommes und Salat für 17,50 Zloty und anschließend in einem Cafe Torte mit Kaffe für 7,50 Zloty. Danach Siesta und langes Duschen im Hafen. Jetzt wird es draußen richtig ungemütlich und der Elektrolurch läuft, um die Kajüte zu heizen…
27.4.07
Zweimal Pizza
Im Camminer Bodden
Der Plan war, von Ziegenort nach Wolin zu segeln. Von Segeln konnte bald keine Rede mehr sein. Kurz nach Querung des Fahrwassers Swinemünde-Stettin schlief der Wind ein und es wurde so knallig heiß, das ich erst einmal ein Bad genommen habe. Nach drei Tagen ohne Dusche war das sehr angenehm. In der Kajüte waren es wieder über 30°!
Im Stettiner Haff muss man noch aufmerksamer hinsichtlich der Fischernetze sein. Über die Paulsdorfer Bucht geht es unter Motor nach Wolin.
Dort lege ich vorschriftsmäßig beim Hafenmeister an. Dort ist niemand. Im Yachtclub „Albatross“ sagt man mir die Hafenmeisterin käme um 1500 Uhr. Kam sie aber nicht. Inzwischen habe ich am Geldautomaten meine ersten Zlotys geholt und die erste Pizza gegessen. Ein hyperaktiver polnischer Pizzabäcker und ohrenbetäubendes Radiogeplärre haben mich geschafft und ich halte erstmal Siesta. In Wolin sehe ich auf einer Laterne den ersten Storch sitzen.
Kurz nach fünf gehe ich noch mal zum Yachtklub, um zu fragen, wann die Drehbrücke über die Dziwna öffnet. Ich hatte mit morgen früh gerechnet, bekomme aber die Auskunft, dass sie am Wochenende gar nicht öffnet. Zudem sei die Zuständigkeit in die Kommune übergegangen und den Andeutungen einer Frau entnehme ich, dass das nichts Gutes bedeutet. Es sind zwei ostdeutsche Urlauber dort, die polnisch sprechen. So klappt es mit der Verständigung. Ich hatte mich schon mit meinem Schicksal abgefunden in dem Nest 2 Tage zu bleiben, als es plötzlich ganz schnell geht. Der Polin hatte es keine Ruhe gelassen und nach einem Telefonat hieß es: in 20 Minuten macht die Brücke auf. Und so war es dann auch. Nach der Drehbrücke sind noch zwei weitere Brücken zu unterqueren. Lichte Durchfahrtshöhe 12,40 und 12,30 Meter. Da habe ich also noch 4 Meter Luft und trotzdem wirkt es immer recht knapp.
Im weiteren Verlauf der Dziwna liegen die Tonnen weit auseinander und das Fahrwasser ist schwer zu finden, zumal mein Navigationsprogramm hier einen weißen Fleck hat.Es ist eine schöne Abendfahrt unter Motor gegen leichten Ostwind. Ich begegne mal wieder keinem anderen Boot. Gegen 2100 Uhr lege ich im Camminer Bodden an einem etwas baufälligen Anleger in Miedzywodzie an. Ich gehe noch in den Ort, in dem Hunde wie bei uns Katzen streunen. Der Ort ist wie ausgestorben, ich finde aber nach der Durchquerung zur Ostsee hin die zweite Pizzeria des Tages. Die Pizza ist hier besser und die Pilspreise sind auch ok: 5 Zloty / 0,5 L.
26.4.07
Trzebiez
Das polnische Zollboot
Gestern Abend noch einmal der Schocker: aus einer Laune heraus schalte ich die Positionsleuchten ein und stelle fest, dass die neue Buglaterne nicht brennt. Mich trifft der Schlag: die neue Zweifarbenlaterne ist an genau der gleichen Stelle zersplittert, wie die Alte. Das ist wie verhext – ich kann mir keinen Reim darauf machen, bis mir die Kollision mit der Tonne einfällt. Wie dabei das Glas kaputt gegangen ist, ist mir aber trotzdem ein Rätsel. Die Leuchte ist eigentlich durch den Bugkorb geschützt. Da die zerbrochenen Glasteile noch vorhanden sind, klebe ich mit Zweikomponentenkleber alles wieder zusammen. Bleibt der Wackelkontakt, den ich noch abklären muss.
Heute ging es um 900 los. Ich war etwas aufgeregt. Gegen den Wind aus Ost hätte man ankreuzen können, aber ich wollte das Grenzboot so schnell wie möglich erreichen. War zudem ein guter Motortest. Der ist jetzt auch nach 6 Std trocken. Das Wetter war wieder gnadenlos gut, keine Wolke am Himmel.
Der Grenzübergang war kein Problem. Kurz hinter der durch gelbe Bojen markierten Grenze liegt das polnische Zollboot. Ich fahre heran und der Grenzer fragt nach Schiffsnamen, Besatzung und Zielhafen. Das war’s. Ich laufe unter Motor weiter , jetzt gegen den SW und erreiche Ziegenort (Trzebiez) gegen 15.30.
Ich melde mich dort beim Zoll an und muss zwei Listen ausfüllen. Alles problemlos und unaufgeregt. Ich lege mich in den Fischereihafen für den ein netter junger Mann zuständig ist.
Geld kann man hier nicht tauschen. Ziegenort ist ein verschlafenes Nest. Alles etwas ungepflegt, wenig Infrastruktur. Am Abend Essen im Restaurant: Zander – sehr lecker!
Am Nachbartisch zecht eine Männerrunde. Andere Länder, andere Sitten. Während des Essens wird geraucht und Schnaps wird nicht in Gläsern, sondern Flaschen geordert. Soweit mein erster Eindruck von Polen auf dieser Reise.
25.4.07
Kleiner Behoerden-Aerger
Warum sind bei deutschen Behörden Probleme eigentlich immer vorhersagbar?
Ich rufe den BGS in Uckermünde an und erkläre mein Anliegen: Ausreise morgen geplant. Das sei alles kein Problem sagt der Beamte – ich solle nach Uckermünde kommen und bekäme die Ausklarierung dort. Ich miete also ein Fahrrad und fahre 7 Kilometer (natürlich gegenan, E 3-4) nach Uckermünde. Der Beamte an der dortigen Grenzstelle erklärt mir bestimmt, dass er auf keinen Fall „vorstempeln“ würde, d.h. Ausklarierung gehe bei ihm nur am Tag der Ausreise. Das mag alles richtig sein, dann darf aber sein Kollege keine andere Auskunft geben. Im Laufe unserer Diskussion gesellen sich zwei Kollegen hinzu und fangen an mich zu belehren. Als ich mitteile, welche Nummer ich angerufen habe werden sie unsicher: offensichtlich hatte ich mit dem Vorgesetzten gesprochen. Letztendlich bekomme ich meine Ausklarierung und die Dienststelle hat ihr „Skandälchen“ für den Tag. Der Chef ist natürlich in ihren Augen jung und unerfahren und bekomme noch was zu hören…
Im Hafen neben mir ein Rentner, der sein Schiff für den Sommer klar macht. Vielleicht ist es seine letzter Segel-Sommer denke ich, denn er erzählt viel von seiner erkrankten Frau und seiner Sorge, dass es wieder eine verkorkste Saison werden könne.
„Sahara-Sommer kommt!“ titelt die Bildzeitung – bisher hatte ich einen solchen April. Sonne ohne Ende.
24.4.07
Moenkebude
Im Achterwasser
Über Wolgast Traffic (Kanal9) erfrage ich die Brückenöffnungszeit in Zecherin. 16.35 – ich erreiche sie unter Segeln „just in time“.
Es folgt die Brückenruine bei Karnin. Dort stehen die Reste einer 1945 gesprengten Hochbrücke im Fahrwasser. Das ist was für Eisenbahnfans. Der Mittelteil steht noch und beherbergt ein hochfahrbares Gleis. Das ganze ist schon respekteinflößend, zumal der Törnführer eindringlich vor den Brückenresten unter Wasser warnt. Das Fahrwasser südlich der Ruine ist aber ganz klar betonnt.
Übers kleine Haff geht es dann nach Mönkebude, einem sehr idyllisch gelegenem Hafen.
Der Hafenmeister ist sehr nett und hilfsbereit.
Ich will Murphys Gesetz nicht heraufbeschwören, aber ich hatte bisher noch keinen Regentag – nur gutes Wetter, bis auf den Seenebel in Warnemünde.
23.4.07
Wolgast
Kurzes Lebenszeichen aus der Stadtbibliothek Wolgast.
Von Sassnitz aus ging es zur wunderschönen Insel Ruden. Später mehr darüber.
In der Marina Kröslin habe ich heute morgen hoffentlich das Motorproblem gelöst. Den Fehler hatte ich selbst gefunden: poröser Auspuffschlauch im Seewasserkreislauf. Der Monteur hatte das schnell behoben - aber für einen 3/4Meter gebrauchten (!) Schlauch habe ich 47 Euro bezahlt.
Anschließend ging es mit raumem Wind die Peene entlang bis Wolgast. Auch das sei nicht verschwiegen: der Autopilot steuert, ich stehe mit dem Rücken zur Fahrtrichtung am Bugkorb und klare die Vorleinen auf. Ich freue mich, dass alles so gut läuft und fahre prompt auf die Tonnen PN 40. Das muss man erst mal bringen: Platz ohne Ende und dann das...
Ein hastiger Sprung zur Pinne hat offensichtlich das Schlimmste verhindert.
Familie Fleischer: ich war in der "Waterkant". Nettes Lokal. Habe heute CYGNUS in der Box liegen sehen. Beste Grüße!
Abzocke in Kroeslin
Ich bin um 800 beim Hafenmeister um den Termin mit dem Mechaniker zu bekommen. Der ist um 9.30 am Schiff. Bis dahin habe ich den Defekt bereits selbst gefunden: der Abgasschlauch in der Seewasserkühlung ist porös. Der Mechaniker arbeitet knapp 30 Minuten, berechnet wird natürlich 1 Std. Aber wirklich ärgerlich ist: er kann nur einen gebrauchten Ersatzschlauch auftreiben. Den berechnen sie mit 47 Euro!!! Wie ich am Nachmittag in Wolgast erfahre, kostet der neu 25 Euro pro Meter. Man soll einfach auf sich selbst hören. Ich hätte das komplett allein lösen sollen… Ich habe noch einen 15 L Kanister gekauft und mit Diesel gefüllt. Das schafft mehr Flexibilität: der Einbautank fast 20 Liter, die zwei Ersatzkanister 25 Liter. Bei einem Verbrauch von 1L kann ich jetzt mindestens 45 Std. unter Motor laufen. Die Machine verbraucht aber eher weniger.
In der Wartezeit habe ich eine Maschine Wäsche gewaschen und dann ging es am Mittag weiter über den Peenestrom nach Wolgast. Schöne Fahrt unter raumen Wind. Am Ufer Gänse mit Küken. Neben einem Schwanenpaar sitzt ein großer Greifvogel am Ufer, der permanent von einer Dohle attackiert wird. Und dann passiert es! Ich bin in Urlaubslaune, klettere auf dem Boot herum und klare am Bug Leinen auf. Ich denke, was läuft das alles gut. Als ich aufschaue bin ich 2m von Tonne Pn 40 entfernt und eine Kollision ist unausweichlich. So blöd muss man sein: weit und breit kein anderes Boot, Platz ohne Ende und dann das. Ich spurte ins Cockpit, werfe den Pinnenpiloten von der Pinne – da kracht es auch schon. Zum Glück ist kein großer Schaden entstanden.
Vor der Wolgaster Brücke lege ich bei der Schiffswerft Horn auf der Schlossinsel an. Ich gehe in die Stadt und bis zur Stadtbibliothek (Internet), schaffe daher die Brückenzeit um 16.45 nicht mehr – macht nichts, ich habe ja Zeit. Also geht es morgen weiter.
Die Werft hat schon bessere Zeiten gesehen, alles wirkt etwas heruntergekommen, aber der Hafenmeister nimmt kein Hafengeld, weil die sanitären Anlagen noch geschlossen sind. Außerdem bedauert er mich einwenig: ob das denn nicht zu kalt sei. Im Gegenteil, nach drei Wochen mehr oder weniger im Freien, halte ich es in geschlossenen Räumen kaum noch aus: viel zu warm! Ich liege aber ganz gut bei der Werft und habe sogar Strom. Daher ist es jetzt mollig warm in der Kajüte. Mein kleiner Heizlüfter (Ecomat 2000) schafft bei nur 450 Watt eine behagliche Wärme.
Wolgast hat viele alte Häuser, die nur z.Teil renoviert sind. Trotzdem ganz nett anzuschauen. Muss man aber nicht gesehen haben. Merkwürdigerweise gibt es in einer kleinen Seitenstrasse 3 Friseurgeschäfte.
22.4.07
Marina Kroeslin
Im Peenestrom
Ich trödele bis zum Mittag, dann geht es durch die Fahrwasser zur Marina Kröslin.
Der Wind kommt aus Süd, so dass ich meist unter Motor laufe. Es gibt so viele Anglerboote in und außerhalb des Fahrwassers, dass ich Mühe habe Kurs zu halten.
Vorbei geht es im Peenestrom am alten Kraftwerk der Nazi- Raketenversuchsanstalt Peenemünde. Das ist schon ein komisches Gefühl: da hat Wernher v. Braun seine Karriere gestartet und ist dabei, wie man heute weiß, über (Arbeiter-)Leichen gegangen.
Marina Kröslin ist mir von einem Chartertörn bekannt. Morgen früh habe ich um 8 einen Termin mit dem Mechaniker. Er soll nach dem Motor gucken.
Am Abend Spaziergang nach Freest und Essen im Restaurant „An der Waterkant“. Der Inhaber ist ein cleverer Geschäftsmann, der alle Gäste mit Handschlag begrüßt. Die Tochter bedient und isst offensichtlich zuwenig.
Meine Ohren sind inzwischen total verbrannt. Die muss ich irgendwie schützen!
Heute habe ich verzweifelt mein Polnisch-Wörterbuch gesucht. Dazu musste ich alle Kisten ausräumen, bis ich es gefunden habe. Mein Gott, ist das kompliziert. Ich sollte doch wenigstens die Namen der Häfen auf die Reihe kriegen.
21.4.07
Ruden
Ruden hat einen morbiden Charme. Ich liebe solche Orte. Das alte Lotsenhaus steht leer und ist in dem Zustand wie unser Haus, als wir es kauften. Es gibt alte, verfallene Anlagen der Nationalen Volksarmee und mehrere Lotsentürme.
Conrad Marlow und seine Partnerin Ursula Toth sind die einzigen Bewohner der Insel und sorgen für Naturschutz und Hafen.
Wir unterhalten uns über die Zukunft der Insel. Sie sollte vom Bund verkauft werden, jetzt sieht es aber doch so aus, als bliebe sie dem Land Meckpomm und dem Naturschutz erhalten.
Außer mir liegt zunächst nur ein Motorboot hier. Später kommt CYGNUS mit dem Seglerpaar Fleischer aus Wolgast. Sie sind auch von Sassnitz rüber gekommen. Sie haben ihr Schiff, eine Cobra 850 BJ 79 neu erworben und sind deshalb so früh in der Saison unterwegs. Ein schönes englisches Schiff in gutem Zustand ähnlich wie DINE gebaut und sehr geräumig. Sie zeigen sich interessiert an meinem Törn und ich gebe ihnen die Adresse des Weblogs.
Einzige sanitäre Anlage auf Ruden ist ein Plumpsklo. Der Törnführer nennt es „Trockentoilette“. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein Solches benutzt habe, Vermutlich in meiner Kindheit, oder in den 70er Jahren in Finnland.
20.4.07
Ein besonderer Tag...
- meine Familie
- diese Reise
- und eine neue Buglaterne...
Herzlichen Dank für die Geburtstagsgrüße!
Es es weiterhin sehr kalt und sehr windig – erst am Abend Wetterberuhigung.Am Morgen ein längeres Gespräch (eher Vortrag) mit dem Kapitän der Dornhai, Sassnitz. Mann ist der frustriert! Der übliche Abgesang auf die Fischerei und Deutschland im Ganzen. Nach der Wiedervereinigung habe man gezielt die ostdeutsche Hochseefischerei plattgemacht. Jetzt drückten die Quoten. Aus seiner Sicht ärgerlich: Staaten der EU, die Fangquoten nicht einhielten, exportieren die illegal gefangenen Fische nach Deutschland. Wie immer bei Menschen ist seine Argumentation nicht stimmig. Er schimpft auf die Globalisierung, ist aber stolz darauf, dass er als DDR-Fischer vor Afrika und Kanada gefischt hat. Später sehe ich ihn mit einem Topmodell von Hyundai davonfahren, Dass dürfte er auch dann auch nicht fahren… Auch er kann bei dem Wetter nicht los: die Heringsschwärme lösen sich bei dem unruhigen Wetter auf.
Mittagessen im „Portofino“ im Hafen. Der Kellner entspricht dem Klischee des Südländers: viel Pomade, viel Show und er küsst die Hand der Dorfschönheiten, wenn sie Pizza holen. Die Pizza und der Tomatensalat sind genauso schlecht wie sein Auftritt.
Morgen ist wieder Reisetag. Ich freue mich schon. Das ganze Boot ist versaut. Der Wind hat den ganzen Dreck vom Steg aufs Boot geweht und die Autoreifen haben ihre Spuren hinterlassen. Da morgen weniger Wind ist, werde ich das Boot während der Fahrt schrubben.
PS: Ich habe Gastlandflaggen von Estland, Lettland und Litauen und Dänemark gekauft!
Sassnitz
Die rostigste Anlegestelle des Törns
19.4.07: Ach wär ich doch in Lohme geblieben…
Ich liege in Sassnitz an den berühmten Rostpfählen und es kachelt aus SW mit 20-25 Kn. Und nach welcher Seite ist der Hafen offen? SW natürlich!!! DINE stampft und schlingert am Steg, dass ich Mühe habe, die Tasten zu treffen. Außerdem knallt sie dauernd gegen ein paar Autoreifen, aber ich bin froh, dass sie da sind!
Um 700 bin ich aufgewacht und es war fast windstill. Schnell einen Kaffee gekocht und dann ging es los. Bis Königsstuhl war es ok: raumer Wind, unter Genua über 6 Kn.
Nach Kollicker Ort geht es dann los: 20-25 Kn aus SW, also da, wo ich hin will. Der frisch gekochte Kaffee fliegt mir um die Ohren, da hier die Wellen gegenander laufen: die alte aus NW und die neue aus SW. Der Wind schafft es doch tatsächlich, meinen Stander halb abzureißen. Ich verstecke mich hinter der Sprayhood, da der Wind eiskalt ist und inzwischen die Duschen übers Boot fliegen.
1,5 Sm vor Sassnitz schmeiße ich den Diesel an und bolze gegenan. Die Gischt fliegt über das ganze Boot. Sassnitz ist noch abgewrackter als früher: ich hatte Boxen in Erinnerung – die Existieren aber nicht mehr. Die Kommune hat den Sportboothafen privatisiert und es sollte längst ein neuer gebaut sein. Hätte sie wohl nicht an die Russen verpachten sollen! Irgendwie kommt dieser Ort nicht aus dem Quark. In der zweiten Reihe stehen noch sehr viele Bauruinen aus der DDR-Zeit – wahrscheinlich Spekulationsobjekte.
Ein nettes Seglerpaar aus Wolgast hilft mir beim Anlegen – gut, dass sie da waren.
Sie haben sich abholen lassen, weil ihnen die Schaukelei auf die Nerven ging.
Nach einer Std. Schlaf, habe ich erst mal beim berühmten Kiosk heiß geduscht: 2 Eur für 5 Minuten, aber heiß!
Am Abend habe ich mich in den „Moby Dick“ – die Hafenkneipe verholt. Ist doch angenehmer – v.a. weil ich das Krachen nicht mehr höre. Und: heute gibt es keinen Fisch! Ich esse ein gutes Schnitzel mit Champignons. Geklopft, frisch paniert und gebraten - nicht fritiert!
Gütekriterium der Kneipen und Gaststätten? Gucken, ob Fischer da sind!
Am Nachmittag habe ich meine Homepage gepflegt. Es waren wieder einige nette Grüße da.
In der Stadtbibliothek ist das surfen zwar billig, aber ich kann keine Bilder hochladen. Daher gehe ich noch in ein Internetcafe, offensichtlich ein Jugendprojekt. So schön das Internet ist, die Jugendlichen gucken sich nur Müll an und versenden bedeutungslose Nachrichten…
Gehe ich aber morgen wieder hin, denn es war ganz nett.
In Sassnitz gibt es aber zumindest einen gut sortierten Schiffsausrüster. Den suche ich morgen auf, um Ersatz für meine Positionsleuchte zu bekommen.
Morgen, Morgen … werde ich auch das Schiff aufräumen und säubern für den großen Tag.
19.4.07
Königsstuhl
Der berühmte Kreidefelsen.
18.4.07: Irgendwie steckt mit Törn von gestern noch in den Knochen – oder zuviel Dorsch gegessen. Am Morgen ist mir kalt und ich werde nicht warm… Der NW bringt aber auch rattenkalte Luft mit: 8° zeigt das Thermometer. Den Vormittag verbringe ich mit Logbucheintragungen und Zeitunglesen. Mal wieder ein Amokläufer an einer amerikanischen Uni. 33 Tote ein neuer trauriger Rekord und wieder wird man keine Konsequenzen ziehen.
Ab Mittag schöne Wanderung zum Königsstuhl. Es geht durch weite, alte Buchenwälder. Am Königsstuhl nehmen sie 6 Eur Eintritt. Enthalten ist eine interaktive Ausstellung über den Nationalpark. Ich Trottel lasse doch tatsächlich dort meine Kameratasche mit Wechselobjektiv liegen, bemerke es aber schnell und bekomme sie auf Nachfrage zurück! Es gibt doch noch ehrliche Menschen…
Den Rückweg nehme ich über den Strand, was sich im letzten Drittel als echte Strapaze erweist. Der Strand besteht nur noch aus Geröll, d.h. Kiesel jeder Größe, aber nicht kleiner als Tennisballgröße. Da muss man höllisch aufpassen, um sich nicht den Fuß zu verstauchen. Mal sehen, ob ich morgen nach Sassnitz weiterfahre. Ich scheue das Ablegen aus der langen Box bei 5Bf Seitenwind. Aber heute hat es ohne Unterbrechung geblasen und für Morgen ist keine nennenswerte Änderung in Aussicht gestellt, im Gegenteil, es soll noch mehr Wind kommen.
Hallo Dodo!
Hallo Dodo,
zu deinem Geburtstag die besten Glückwünsche aus Sassnitz! Feier schön und trinke ein Glas auf die (gute)Zukunft.
Dein Patenkäpitän
Lohme
Kap Arkona liegt quer ab.
Der schön gelegene kleine Hafen von Lohme.
17.4.07: Irgendwie scheint es so, als sei ganz Vitte ausschließlich damit beschäftigt, Fischbrötchen herzustellen. Alle 50 Meter kann man welche kaufen…
Gestern Abend eine komische Szene. In einer Hafenkneipe trinke ich noch ein Bier. Einige jüngere Einheimische sind um einen Tisch versammelt und surfen per Laptop im Internet.
Um 20.00 war ich am Meer, welches spiegelglatt war. Die Kneipe ist auf der Ostseite. Plötzlich setzt ein lautes Rauschen ein und die jungen Leute rätseln, was das sein kann. Sie entscheiden sich schließlich für ein Auto als Ursache. Für mich ist der Fall klar: von Westen her läuft die Welle dem angekündigten NW voraus und hat Hiddensee erreicht.
Am Morgen starte ich um 900 Richtung Lohme. Kaum bin ich aus Vitte heraus, kachelt es mit Bf6 aus NW. Bei dem Wind, Welle und Strom habe ich gegen die tiefstehende Sonne größte Mühe die Tonnen auszumachen. Am „Bug“ vorbei baut sich immer höhere Welle auf, die fast 2m erreicht, als ich aus der Inselabdeckung komme. Zum Motor setze ich ca. 2,5 m² Fock, was das Boot stabilisiert und zusätzliche Fahrt gibt. Vor Arkona kommen die Wellen aus allen Richtungen. Ich fahre nur unter Fock und es ist eine heftige Schaukelei, v.a. als nach Kap Arkona der Wind von achtern kommt. Die ständige Schaukelei geht an die Nerven: man achtet auf jedes Geräusch und selbst die festgezurrte Pütz nervt durch Geklapper.
Aber ich werde seefester: am Nachmittag koche ich bei 1,5m Welle einen Kaffee. Ein größeres Problem ist die Frage, wie man bei diesem Seegang den Kaffe wieder los wird, ohne über Bord zu gehen. Der Pinnenpilot muß bei der Welle und raumen Wind hart arbeiten. Ich übernehme daher wieder den Dienst für einige Zeit. 16.20 Anlegen in Lohme: wieder kein Schönheitspreis fürs Anlegen, aber ohne Blessuren. Das Verrückte ist, von den Heckpfählen bis zum Steg habe ich ungefähr doppelte Schiffslänge – so lang ist keine Heckleine. Die Länge passt überhaupt nicht zur Breite der Boxen. So lange Schiffe passen da gar nicht rein. Ich muss also spontan meine Heckleine verlängern.
Ich lege mich kurz hin, weil die Welle mich wirklich müde gemacht hat und schlafe ca 1 Std.
Der Hafenmeister ist sehr nett: rechnet mein Schiff auf 6m Länge herunter. Und: die Dusche ist wirklich heiß – tut gut.
Am Abend reichliches Abendessen in Restaurant „Daheim“: eine Riesenportion Dorsch! Kann man nicht aufessen!
„Zuhause“ Anruf von Heribert – wir plaudern 15 Minuten über meine Erlebnisse.
Kann sein, dass ich länger in Lohme bleiben muss: Schlechtwetter ist angekündigt.
So langsam gerät mein Zeitgefühl durcheinander: ich muss lange überlegen, welcher Wochentag eigentlich ist. Vielleicht sollte ich die Schlechtwetterperiode in Sassnitz verbringen – da ist mehr los!
16.4.07
Cote d' Azur?
Wanderung zum Dornbusch - leider Montags in der Winterzeit (!) geschlossen.
Cote d'Azur ? Nein, das ist Hiddensee!
Und die Begegnung der besonderen Art!
Am Morgen Wanderung zum Dornbusch. Wetter wie an der Cote d’Azur. Beim Anstieg zum Dornbusch ziehe ich alle Jacken aus. Wunderbare Aussicht und Natur pur: an der Steilküste beobachte ich eine Wildsau mit ihren Ferkeln, darunter ein Albino.
Im Hafen von Kloster ein älterer Herr, der an seinem Schiff werkelt. Ein Dreivierteltonner, Eigenbau. Jeder der einigermaßen helle war, konnte sich ein solches Schiff bauen, sagt er auf die Frage, ob es Material genug gab. Hafengeld zahle ich in Kloster nicht, weil es derzeit keinen Hafenmeister gibt.
Ich verhole mich nach Vitte und habe Glück: eigentlich ist die Tankstelle geschlossen, aber der Hafenmeister öffnet für mich.
Liege im Fischerhafen gut an der Spundwand. Ärgerlich: drei Mal kommt ein Polizeischlauchboot mit so hoher Geschwindigkeit in den Hafen, dass DINE an die Wand kracht – nur zum Pommesholen!
Mittags ist es so warm, dass ich bereits eine Wespe im Radler habe…
Vitte hat ein Internetcafe, also kann ich das Weblog pflegen. Danke für die Grüße!
Ich überlege, bei der günstigen Wetterlage ( S, später W, NW) nach Bornholm zu fahren, entscheide mich dann aber anders. Vielleicht sollte ich mein Glück nicht überstrapazieren. Ich scheue die lange Nachtfahrt und ich muss den Motor erst weiter beobachten. Also geht’s erst mal Rund Rügen nach Usedom und von dort nach Polen.
Gerade spricht mich ein Mann mit Kleinkind an: er hat die Fähre verpasst und sitzt jetzt hier fest. Er möchte für 20 Euro nach Schaprode gebracht werden. Das wären für mich 2 Std. – da bin Ich jetzt nicht scharf drauf. So ein Träumer! Ich werde ihm das Geld fürs Wassertaxi pumpen –wenn er denn will. Aber das ist ihm wohl zu teuer (63 Euro).
Hiddensee: Vitte / Kloster
Aktion im Fahrwasser nach Kloster!
So sieht jemand aus, der noch 5 Monate Segeln vor sich hat
15.4.07:Anker auf 10.00. Motoröl kontrolliert. Auf geht’s Richtung Hiddensee. D.h. von Barhöft aus erst nach SE um die Flachs zu umfahren und dann nach N. An die Fahrwasser sollte man sich halten: außerhalb ist es wirklich flach – selbst für DINE. Steuerbord ca. 40 Motorboote vor Anker mit Anglern. Für Fische müssen diese Flachs ein Paradies sein. Im Fahrwasser z.T. mächtig Strom Gegenan. Zwischendurch gibt „Little Wilfried“ kurz den Geist auf bzw. zeigt Verwirrung. Nach ein paar Minuten geht er wieder einwandfrei: erste Stromengpässe?
Ab 1200 beide Segel oben und Kurs 340 nach N.
Wasserwandern pur: 12.30 gibt’s Eier mit Speck während DINE durchs Fahrwasser rauscht.
Trotzdem muss man wachsam sein: Fischreusen mitten im Fahrwasser!
Vorbei geht’s am Campingplatz Steinort auf Schaprode, auf dem wir mal gut gestanden haben.
Ausgerechnet im Fahrwasser nach Kloster stellt DINE neue Rekorde auf: 6,5 Knoten und das bei den Flachs und den Fähren die aus beiden Richtungen kommen.
Und dann kommt, was kommen musste. Kurz vor Kloster gibt der Pinnenpilot den Geist auf. Ich beachte eine gelbe Tonne nicht und plötzlich steht DINE im Flach. Beherztes Rückwärtsgas bringt das Boot aber wieder frei. Man sollte halt wissen, auf welcher Seite man solche Tonnen passiert!
Im Hafen dann die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder mit Bf 4-5 im Rücken in die Box oder mit Seitenwind. Ich entscheide mich für Cholera. Die Heckluvleine kriege ich fest. Aber dann treibt der Bug nach Lee ab und ich liege quer in allen Boxen. Gut, dass noch nichts los ist. Mit der Bugleine gehe ich an Land und lege DINE ordentlich in die Box. Später stelle ich fest, dass die Positionsleuchte an Backbord beschädigt ist. Habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Trotz allem, ein super Segeltag. Ich merke die Entspannung: die kaputte Leuchte stört mich weniger als üblich: ich bin unterwegs! Ich habe es wahr gemacht.
Am Abend schöner Spaziergang nach Vitte und hervorragendes Fischessen (Hecht auf Aubergine) dort im Hafen.
In Kloster kaufe ich endlich den notwendigen Schal. Bisher habe ich nicht gefroren, dank der Faserpelze, aber am Hals hat es immer reingepfiffen.
Und ich habe meine Trophäensammlung erweitert: von jedem Ort klebe ich einen Aufkleber ins Boot.
Nachtfahrt Warnemünde - Barhöft
Guten Mutes vor der ersten Nachtfahrt!
Der erste Sonnenuntergang auf See
14.4.07:
Ich liege den ganzen Tag vor der Insel „Bock“ vor Anker und erhole mich von der gestrigen Nacht. Das Wetter ist fantastisch – Sonne ohne Ende, warm und ich war das erste Mal im Bodden – allerdings nur kurz, denn das Wasser ist eiskalt.
Gestern bin ich um 1000 nach Besorgen des Positionslichtes losgefahren Richtung Barhöft. Eigentlich war ja Freitag der 13. Ich glaube, dass haben Seefahrer gar nicht gern. Die Wetterlage war aber risikolos, wenn auch Nordwind herrschte, d.h Gegenan, was nicht DINES Stärke ist. Mehr als 4 Kn bei 4 Bf ist nicht drin. Das Wetter war aber toll und der Wind stetig, so dass ich bis kurz vor Darßer Ort aufkreuzen konnte.
Zwischendurch der Schock: ich höre ein Klappern an Deck und sehe die Leewant durchhängen. Während ich noch nachdenke, dass dies eigentlich normal ist, löst sich der Wantenspanner!!! Wenn man allein segelt, kann man für Fehler leider Niemand anders verantwortlich machen. Ich hätte die Dinger alle kontrollieren und sichern müssen. Das habe ich dann auf See nachgeholt.
Um 20.30 schmeiße ich den Motor an. Der Wind kommt jetzt ungünstig aus Ost und schläft später fast ein. Der Autopilot steuert mich durch eine sternenklare Nacht Richtung Hiddensee. Meine erste Nachtfahrt! Ein tolles Erlebnis, zumal bei dieser Wetterlage. Der Kartenplotter und Pinnenpilot sind genial. Ich hätte mich eigentlich schlafen legen können für drei Stunden. Bin keinem anderen Boot begegnet, außer einem Fischerboot, das wie ein Christbaum beleuchtet, seine unberechenbaren Bahnen zieht. Kurz vor Hiddensee schaue ich mir noch mal alles auf der Karte an, um die Kennungen und Positionen der Leuchtfeuer klar zu haben. Ich hatte gehofft, dass gegen 3.30 bereits etwas Helligkeit im Osten herrscht. Als ich aber ins Fahrwasser vor Hiddensee einbiege ist es so stockdunkel, dass ich die unbeleuchteten Tonnen aus zwei Metern nicht sehen kann. Zwischen den beleuchteten Tonnen liegen Paare unbeleuchteter, auf die man höllisch achten muss: durch ein Paar bin ich durch, ohne sie überhaupt zu sehen. Der Kartenplotter ist fantastisch. In Kombination mit dem Pinnenpiloten komme ich sicher bis zum Ankerplatz vor dem „Bock“: dort fällt um 400 Uhr der Anker. Die Zufahrt war nicht einfach:rechts und links der Fahrrinne ist es sofort sehr flach und als ich in Schleichfahrt daherkomme springen überall Fische aus dem Wasser.
Ich lasse das Boot vom Pinnenpiloten steuern und verfolge auf dem Laptop die Position des Schiffes in Echtzeit. Nötige Kursabweichungen tippe ich in den Pinnenpiloten- der steuert präziser als ich und wird nicht nervös. Zugegeben: nur mit Papierkarte und allein wäre die Passage schwierig gewesen.
Zwischen durch, als ich mit 4,5 Knoten durch die Nacht rausche habe ich folgende Gedanken: wenn ich jetzt über Bord falle, gibt es keine Rettung – das ist Tatsache. Ich leine mich darauf im Cockpit konsequent an. Dann: was ist, wenn hier genauso viel Fischernetze liegen, wie ich am Tag umfahren habe? Östlich von Warnemünde habe ich mindestens 6-7 gesichtet. Nachts hat man keine Chance sie zu sichten.
Heute gefaulenzt, Musik gehört, Boot aufgeräumt. Die Zeit wird langsam verändert: sie dehnt sich seltsam und ich habe das Gefühl, schon lange unterwegs zu sein…
Langsam stellt sich auch ein Rhythmus ein: nach einem Segeltag ist ein Tag Pause gut.
Ich habe tonnenweise Bücher dabei u. habe noch in keins geschaut, außer den Revierführern. Ständig ist irgendwas zu tun. Segeln ist Arbeit.
Was mir im Magen liegt: bei Motorbetrieb habe ich sofort Wasser im Boot - ca. 1 Liter pro Stunde. Das beunruhigt, zumal das Boot bisher immer knochentrocken von innen war.
Vielleicht lasse ich das in Stralsund checken – aber es ist wie beim Arztbesuch. Ich habe Angst vor der Diagnose! Vorgestern hatte ich schon die Halluzination, der Rumpf sei porös!
Ich denke, es ist eine defekte Dichtung im Kühlsystem oder, was schlimmer wäre, das Saildrivegetriebe ist undicht. Aber wer weiß… Noch hoffe ich auf „Spontanremission“.
12.4.07
10.4.07
Grüße aus Poel / Update
Der erste Schlag ging am Samstag zur schönen Insel Poel. Zunächst habe ich in Timmendorf angelegt, einem schönen kleinen Hafen. Leider ist der nach SW offen und seit Ostern bläst es hier mit Bf5-6 aus West. Im Hafen starker Schwell, so dass die Nacht auf Montag ziemlich unruhig war: DINE bockt wie Rodeopferd und ich werden in der Koje hin und her geworfen. Ich verhole mich daher am Montag auf die Ostseite nach Kirchdorf, um mal wieder auszuschlafen. Seit Tagen Windwarnung für die westliche Ostsee. Werde daher wahrscheinlich erst am Mittwoch oder Donnerstag weiterreisen. Kann hier leider keine Bilder reinsetzen: die Technik der Dorfbibliothek reicht dazu nicht aus. Poel ist eine schöne kleine Insel - ruhig und beschaulich und ich verbringe die Zeit mit Spazierengehen, Fotografieren und Schlafen...
Eingeweht in Poel: Bf 5-6 andauernd, fast seekrank im Hafen, da starker Schwell.
Gewöhne mich nur langsam an die Schaukelei. Am Morgen langer Strandspaziergang. Poel ist richtig schön. Nachmittags erfolgreicher Test des Funkgeräts: Empfang vom Wetterbericht auf Kanal 24 von DP07 einem privaten Sender. Habe mich bei der Konferenz gemeldet: Senden klappt also auch. Am Abend wäre der Törn dann schon fast vorbei gewesen: als ich aus dem Fischrestaurant komme, sehe ich hinter meinem Schiff eine Yacht herumeiern. Mir fällt sofort die vertörnte Rollfock auf – kein gutes Zeichen! Mein Schiff liegt in Lee der Titanic bei Bf 6 und die Mannschaft ist unfähig anzulegen. Zum Glück ist zu diesem Zeitpunkt schon ein erfahrener Skipper von einer anderen Yacht an Bord gegangen und hat das Ruder übernommen. Die Chartermannschaft kriegt es nicht hin. Alle sind völlig geschockt und nicht ansprechbar. Danke an den Skipper aus Wismar – er hat vermutlich meinen Törn gerettet.
Ich merke, dass ich mich langsam in den Törn reintasten muss. Gestern fast seekrank – heute fast seekrank im Hafen, aber jetzt torkelt das Schiff wie wild und ich schreibe am PC: geht also immer besser. Ich gehe ich nicht blauäugig an die Sache heran. Mein größtes Sicherheitspolster: Zeit! Ich muss nicht bei Schietwetter raus. Neben mir eine Yacht aus Bad Schwartau. 3 Mann, Überführungstörn nach Stralsund geplant. Nicht gut genug, wie sich jetzt herausstellt. Ein alter Holzeigenbau – der Motor läuft nicht richtig und sie legen ungünstig an, mit dem Heck zum Wind. Der Hafenmeister sagt mir, dass sie sich schon erkundigt haben, ob das Schiff bis Mai hier liegen kann.
Es kracht im Boot – hoffentlich reißen die Klampen nicht heraus. Aber beim Kranen in Travemünde zeigte sich der Arbeiter in der Marina schwer beeindruckt von meiner Mittelklampe. Er glaubt auch, dass man da ein U-Boot dranhängen kann…
Beim Fischessen setzen sich zwei Fischer zu mir an den Tisch. Ich sitze offensichtlich an ihrem Stammplatz. Sie küren auf Platt übers Wetter und einen Kollegen, der versucht sein Schiff zu verkaufen und dann kommt: „…ja ja, so ist das alles!“ Ich fühle mich wie zuhause!
9.4.o7:
Gestern Abend noch ein tolles BB King Konzert gehört. Nein, der war nicht auf Poel, aber die Technik macht’s möglich: DVD im Laptop und den Microcube angeschlossen und ich habe Livekonzertathmosphäre im Boot.
Die Nacht war echt ätzend. Dine bockt wie ein Rodeopferd im Hafen. Der Westwind mit Bf 5 treibt Wellen in den Hafen und ich liege an der Nordmole. Da inzwischen alle Yachten weg sind, bin ich dem frei ausgesetzt. Ich werde in der Koje hin und her geworfen und wenn ich gerade eingeschlafen bin kracht es so im Boot, dass ich sofort wieder hellwach bin - trotz Ohropax, mit denen ich die Windgeräusche weitgehend ausblende. 2 mal kontrolliere ich in der Nacht die Leinen.
Am Morgen bin ich völlig gerädert aber die heiße Dusche bringt mich wieder auf die Beine.
Eines wird Klar: hier muss ich weg!
Das Ablegen bei Bf 5-6 Seitenwind ist nicht einfach. Einer aus der Crew des gestrandeten Eigenbaubootes hält die Vorleine, dann geht’s mit Vollgas rückwärts ins Hafenbecken. DINE enttäuscht mich nicht und läuft natürlich nicht nach steuerbord. Macht aber nichts, da genügend Platz ist. Ich muss dann fast Vollgas geben, um Gegenan den Hafen zu verlassen und bis zur Ansteuerungstonne zu kommen. Dort kann ich den Kurs auf Süd absetzen und habe damit halben Wind.
DINE versöhnt mich wieder, als sie tapfer der 1m Welle trotzt. Ich rolle die Fock aus und laufe mit Motorunterstützung die Legerwallküste entlang.
Kirchdorf enttäuscht mich nicht. Was ich suche ist eine ruhige Nacht und die werde ich hier haben: Das Dorf liegt am Ende einer langen Bucht an der Ostseite der Insel, also windgeschützt und ich mache in einer Box in Wurfweite der alten Kirche fest.
Ich belohne mich für meine Entschlusskraft mit einem leckeren Fischbrötchen und einer Dose Veltins. Dann geht es in die Koje zum Mittagsschlaf.
In der Poeler Kirche ein sehenswertes Zeesenboot (Zeese=Schleppnetz) aus dem Jahre 1936 als maßstabsgetreues Modell.
10.4.:
Heute beginnt der Tag mit Regen und einer kleinen Aufregung: Navichart lässt sich nicht mehr öffnen und verlangt einen Zugangscode. Immerhin ist die Hotline besetzt und es stellt sich als Programmierungsfehler heraus. Zwar kann ich das Programm mit neuem Code starten, aber ich soll mir die neue Version aus dem Web herunterladen – Super – mein Vertrauen in das Programm ist geschrumpft.
Auf Poel gibt es keinen Diesel und keine Tankstelle. Noch ist es nicht eng, aber ich muss in Zukunft noch einen Ersatzkanister mehr auftreiben.
Um 9.30 scheint (kurz) die Sonne und es geht erst mal ins Inselmuseum.
Nachmittags Spaziergang nach Schwarzer Busch: toller Blick aus Meer mit gutem Wetter.
6.4.07
Erster Probetörn
Der Pinnenpilot steuert:
5.4.07
Am Anfang steht Arbeit...
Nach einer unruhigen Nacht (Wind und das fehlende Adapter machen mir Sorgen) wird am Morgen alles gut: eine netter Yachthändler verkauft mir für 10 Euro sein Adapter.
Habe den ganzen Tag gebastelt: Lazyjacks gesetzt, Vorsegel angeschlagen - tausend Kleinigkeiten halten auf. Zudem gibt es noch keine Routine an Bord: ich räume ständig alles hin und her. Werde noch den morgigen Tag brauchen, um alles zu richten und zu verstauen.
4.4.07
Abschied von Charybdis...
Am Abend der erste Frust: habe das Adapter für den Landstrom vergessen - in ganz Travemünde ist so etwas nicht zu kaufen. Es gibt keinen Handel für Yachtzubehör!!!