16.4.07

Nachtfahrt Warnemünde - Barhöft

Guten Mutes vor der ersten Nachtfahrt!


Der erste Sonnenuntergang auf See

14.4.07:

Ich liege den ganzen Tag vor der Insel „Bock“ vor Anker und erhole mich von der gestrigen Nacht. Das Wetter ist fantastisch – Sonne ohne Ende, warm und ich war das erste Mal im Bodden – allerdings nur kurz, denn das Wasser ist eiskalt.
Gestern bin ich um 1000 nach Besorgen des Positionslichtes losgefahren Richtung Barhöft. Eigentlich war ja Freitag der 13. Ich glaube, dass haben Seefahrer gar nicht gern. Die Wetterlage war aber risikolos, wenn auch Nordwind herrschte, d.h Gegenan, was nicht DINES Stärke ist. Mehr als 4 Kn bei 4 Bf ist nicht drin. Das Wetter war aber toll und der Wind stetig, so dass ich bis kurz vor Darßer Ort aufkreuzen konnte.
Zwischendurch der Schock: ich höre ein Klappern an Deck und sehe die Leewant durchhängen. Während ich noch nachdenke, dass dies eigentlich normal ist, löst sich der Wantenspanner!!! Wenn man allein segelt, kann man für Fehler leider Niemand anders verantwortlich machen. Ich hätte die Dinger alle kontrollieren und sichern müssen. Das habe ich dann auf See nachgeholt.
Um 20.30 schmeiße ich den Motor an. Der Wind kommt jetzt ungünstig aus Ost und schläft später fast ein. Der Autopilot steuert mich durch eine sternenklare Nacht Richtung Hiddensee. Meine erste Nachtfahrt! Ein tolles Erlebnis, zumal bei dieser Wetterlage. Der Kartenplotter und Pinnenpilot sind genial. Ich hätte mich eigentlich schlafen legen können für drei Stunden. Bin keinem anderen Boot begegnet, außer einem Fischerboot, das wie ein Christbaum beleuchtet, seine unberechenbaren Bahnen zieht. Kurz vor Hiddensee schaue ich mir noch mal alles auf der Karte an, um die Kennungen und Positionen der Leuchtfeuer klar zu haben. Ich hatte gehofft, dass gegen 3.30 bereits etwas Helligkeit im Osten herrscht. Als ich aber ins Fahrwasser vor Hiddensee einbiege ist es so stockdunkel, dass ich die unbeleuchteten Tonnen aus zwei Metern nicht sehen kann. Zwischen den beleuchteten Tonnen liegen Paare unbeleuchteter, auf die man höllisch achten muss: durch ein Paar bin ich durch, ohne sie überhaupt zu sehen. Der Kartenplotter ist fantastisch. In Kombination mit dem Pinnenpiloten komme ich sicher bis zum Ankerplatz vor dem „Bock“: dort fällt um 400 Uhr der Anker. Die Zufahrt war nicht einfach:rechts und links der Fahrrinne ist es sofort sehr flach und als ich in Schleichfahrt daherkomme springen überall Fische aus dem Wasser.
Ich lasse das Boot vom Pinnenpiloten steuern und verfolge auf dem Laptop die Position des Schiffes in Echtzeit. Nötige Kursabweichungen tippe ich in den Pinnenpiloten- der steuert präziser als ich und wird nicht nervös. Zugegeben: nur mit Papierkarte und allein wäre die Passage schwierig gewesen.
Zwischen durch, als ich mit 4,5 Knoten durch die Nacht rausche habe ich folgende Gedanken: wenn ich jetzt über Bord falle, gibt es keine Rettung – das ist Tatsache. Ich leine mich darauf im Cockpit konsequent an. Dann: was ist, wenn hier genauso viel Fischernetze liegen, wie ich am Tag umfahren habe? Östlich von Warnemünde habe ich mindestens 6-7 gesichtet. Nachts hat man keine Chance sie zu sichten.
Heute gefaulenzt, Musik gehört, Boot aufgeräumt. Die Zeit wird langsam verändert: sie dehnt sich seltsam und ich habe das Gefühl, schon lange unterwegs zu sein…
Langsam stellt sich auch ein Rhythmus ein: nach einem Segeltag ist ein Tag Pause gut.
Ich habe tonnenweise Bücher dabei u. habe noch in keins geschaut, außer den Revierführern. Ständig ist irgendwas zu tun. Segeln ist Arbeit.
Was mir im Magen liegt: bei Motorbetrieb habe ich sofort Wasser im Boot - ca. 1 Liter pro Stunde. Das beunruhigt, zumal das Boot bisher immer knochentrocken von innen war.
Vielleicht lasse ich das in Stralsund checken – aber es ist wie beim Arztbesuch. Ich habe Angst vor der Diagnose! Vorgestern hatte ich schon die Halluzination, der Rumpf sei porös!
Ich denke, es ist eine defekte Dichtung im Kühlsystem oder, was schlimmer wäre, das Saildrivegetriebe ist undicht. Aber wer weiß… Noch hoffe ich auf „Spontanremission“.