10.4.07

Grüße aus Poel / Update





Der erste Schlag ging am Samstag zur schönen Insel Poel. Zunächst habe ich in Timmendorf angelegt, einem schönen kleinen Hafen. Leider ist der nach SW offen und seit Ostern bläst es hier mit Bf5-6 aus West. Im Hafen starker Schwell, so dass die Nacht auf Montag ziemlich unruhig war: DINE bockt wie Rodeopferd und ich werden in der Koje hin und her geworfen. Ich verhole mich daher am Montag auf die Ostseite nach Kirchdorf, um mal wieder auszuschlafen. Seit Tagen Windwarnung für die westliche Ostsee. Werde daher wahrscheinlich erst am Mittwoch oder Donnerstag weiterreisen. Kann hier leider keine Bilder reinsetzen: die Technik der Dorfbibliothek reicht dazu nicht aus. Poel ist eine schöne kleine Insel - ruhig und beschaulich und ich verbringe die Zeit mit Spazierengehen, Fotografieren und Schlafen...

Eingeweht in Poel: Bf 5-6 andauernd, fast seekrank im Hafen, da starker Schwell.
Gewöhne mich nur langsam an die Schaukelei. Am Morgen langer Strandspaziergang. Poel ist richtig schön. Nachmittags erfolgreicher Test des Funkgeräts: Empfang vom Wetterbericht auf Kanal 24 von DP07 einem privaten Sender. Habe mich bei der Konferenz gemeldet: Senden klappt also auch. Am Abend wäre der Törn dann schon fast vorbei gewesen: als ich aus dem Fischrestaurant komme, sehe ich hinter meinem Schiff eine Yacht herumeiern. Mir fällt sofort die vertörnte Rollfock auf – kein gutes Zeichen! Mein Schiff liegt in Lee der Titanic bei Bf 6 und die Mannschaft ist unfähig anzulegen. Zum Glück ist zu diesem Zeitpunkt schon ein erfahrener Skipper von einer anderen Yacht an Bord gegangen und hat das Ruder übernommen. Die Chartermannschaft kriegt es nicht hin. Alle sind völlig geschockt und nicht ansprechbar. Danke an den Skipper aus Wismar – er hat vermutlich meinen Törn gerettet.

Ich merke, dass ich mich langsam in den Törn reintasten muss. Gestern fast seekrank – heute fast seekrank im Hafen, aber jetzt torkelt das Schiff wie wild und ich schreibe am PC: geht also immer besser. Ich gehe ich nicht blauäugig an die Sache heran. Mein größtes Sicherheitspolster: Zeit! Ich muss nicht bei Schietwetter raus. Neben mir eine Yacht aus Bad Schwartau. 3 Mann, Überführungstörn nach Stralsund geplant. Nicht gut genug, wie sich jetzt herausstellt. Ein alter Holzeigenbau – der Motor läuft nicht richtig und sie legen ungünstig an, mit dem Heck zum Wind. Der Hafenmeister sagt mir, dass sie sich schon erkundigt haben, ob das Schiff bis Mai hier liegen kann.
Es kracht im Boot – hoffentlich reißen die Klampen nicht heraus. Aber beim Kranen in Travemünde zeigte sich der Arbeiter in der Marina schwer beeindruckt von meiner Mittelklampe. Er glaubt auch, dass man da ein U-Boot dranhängen kann…
Beim Fischessen setzen sich zwei Fischer zu mir an den Tisch. Ich sitze offensichtlich an ihrem Stammplatz. Sie küren auf Platt übers Wetter und einen Kollegen, der versucht sein Schiff zu verkaufen und dann kommt: „…ja ja, so ist das alles!“ Ich fühle mich wie zuhause!

9.4.o7:
Gestern Abend noch ein tolles BB King Konzert gehört. Nein, der war nicht auf Poel, aber die Technik macht’s möglich: DVD im Laptop und den Microcube angeschlossen und ich habe Livekonzertathmosphäre im Boot.
Die Nacht war echt ätzend. Dine bockt wie ein Rodeopferd im Hafen. Der Westwind mit Bf 5 treibt Wellen in den Hafen und ich liege an der Nordmole. Da inzwischen alle Yachten weg sind, bin ich dem frei ausgesetzt. Ich werde in der Koje hin und her geworfen und wenn ich gerade eingeschlafen bin kracht es so im Boot, dass ich sofort wieder hellwach bin - trotz Ohropax, mit denen ich die Windgeräusche weitgehend ausblende. 2 mal kontrolliere ich in der Nacht die Leinen.
Am Morgen bin ich völlig gerädert aber die heiße Dusche bringt mich wieder auf die Beine.
Eines wird Klar: hier muss ich weg!
Das Ablegen bei Bf 5-6 Seitenwind ist nicht einfach. Einer aus der Crew des gestrandeten Eigenbaubootes hält die Vorleine, dann geht’s mit Vollgas rückwärts ins Hafenbecken. DINE enttäuscht mich nicht und läuft natürlich nicht nach steuerbord. Macht aber nichts, da genügend Platz ist. Ich muss dann fast Vollgas geben, um Gegenan den Hafen zu verlassen und bis zur Ansteuerungstonne zu kommen. Dort kann ich den Kurs auf Süd absetzen und habe damit halben Wind.
DINE versöhnt mich wieder, als sie tapfer der 1m Welle trotzt. Ich rolle die Fock aus und laufe mit Motorunterstützung die Legerwallküste entlang.
Kirchdorf enttäuscht mich nicht. Was ich suche ist eine ruhige Nacht und die werde ich hier haben: Das Dorf liegt am Ende einer langen Bucht an der Ostseite der Insel, also windgeschützt und ich mache in einer Box in Wurfweite der alten Kirche fest.
Ich belohne mich für meine Entschlusskraft mit einem leckeren Fischbrötchen und einer Dose Veltins. Dann geht es in die Koje zum Mittagsschlaf.
In der Poeler Kirche ein sehenswertes Zeesenboot (Zeese=Schleppnetz) aus dem Jahre 1936 als maßstabsgetreues Modell.

10.4.:
Heute beginnt der Tag mit Regen und einer kleinen Aufregung: Navichart lässt sich nicht mehr öffnen und verlangt einen Zugangscode. Immerhin ist die Hotline besetzt und es stellt sich als Programmierungsfehler heraus. Zwar kann ich das Programm mit neuem Code starten, aber ich soll mir die neue Version aus dem Web herunterladen – Super – mein Vertrauen in das Programm ist geschrumpft.
Auf Poel gibt es keinen Diesel und keine Tankstelle. Noch ist es nicht eng, aber ich muss in Zukunft noch einen Ersatzkanister mehr auftreiben.
Um 9.30 scheint (kurz) die Sonne und es geht erst mal ins Inselmuseum.
Nachmittags Spaziergang nach Schwarzer Busch: toller Blick aus Meer mit gutem Wetter.