"DINE" s Logbuch
Dies ist das Weblog von "DINE", einer LEISURE 23SL. Ein modernes Logbuch - halt im Netz. Vom 6.4.-13.9.07 hat DINE einhand die Ostsee umrundet (kleine Runde) und 2065 SM zurückgelegt. Alle Reiseberichte können über das Archiv geöffnet werden. Man kann auch über "Blog durchsuchen" (oben links) Beiträge zu bestimmten Städten, Häfen usw. gezielt suchen, indem man dort ein Stichwort eingibt. Das Boot wurde 2009 verkauft - die Nachfolgerin heißt "Nordwind" und liegt wieder in Heeg / Friesland.
16.9.07
14.9.07
Shit happens...
Dine in der Böbs-Werft
... - reloaded. Wann geht der Kran der Marina Baltica kaputt? Richtig, 15 Minuten vor meinem Krantermin. Ich habe alles für das Kranen vorbereitet, einschließlich Frostschutz für den Motor. Die Marina organisiert einen Termin bei der Böbs-Werft nebenan und DINE wird erstmals auf dieser Reise ins Schlepp genommen und an den Kran der Nachbarwerft verholt. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es hier klappt...
15.00 Uhr: alles Ok - DINE steht auf dem Trailer - ein komisches Gefühl, wenn man im Boot sitzt und es bewegt sich nicht mehr...
Kuriosum am Rande: hinter mir legt ein Schwede an, den ich jetzt zum dritten Mal treffe. Er ist mit seiner Frau auf dem Weg nach Südfrankreich und lässt hier den Mast legen, um durch die Kanäle zu fahren. Er erkundigt sich, wie ich von Gedser nach Warnemünde gekommen bin. Hat ihn beeindruckt, dass ich bei dem Wetter losgefahren bin. Ich hätte aber gern darauf verzichtet...
13.9.07
Travemünde: Törnende!
Einlaufen in Travemünde.
Die Passat. Das Schwesternschiff, die Pommern, haben wir in Mariehamn besichtigt.
Ich bin ein bekennendes Weichei. Mir fehlt einfach die nötige Härte, wie sie einige der Segler haben, die ich unterwegs getroffen habe. Man kennt sich erst ein paar Minuten und schon berichten sie von „gutem Segelwind … so um die 7-8 BF – war tolles Segeln!“ Ich trinke auch kein Bier morgens um 8.30 Uhr im strömenden Regen, wie meine Nachbarcrew in Rostock… Ich möchte sicher nach Travemünde kommen und diesen Törn, der bisher ohne größere Probleme verlaufen ist, zu einem guten Ende bringen.
Die Nacht in Timmendorf ist (mal wieder) sehr unruhig. Der Wind heult in den Wanten und bläst die ganze Nacht über mit 5-6. Das zerrt nicht nur am Schiff (DINE schaukelt mächtig…), sondern auch an den Nerven. Habe ich mich diesmal verkalkuliert? Ich muss heute weiter, um nach Travemünde zu kommen. Krantermin und Leihwagen sind bestellt. Jetzt drücken plötzlich wieder Termine – ich kann nicht einfach abwarten. Bisher habe ich mit meinen Wetterentscheidungen immer Glück gehabt – sollte ich so kurz vor dem Ziel Pech haben? Nein, ich habe wieder Glück: gegen 7.00 Uhr lässt der Wind langsam nach. DP07 sagt aber um 7.45 Uhr schon wieder das nächste Sturmtief an. Tatsächlich bläst es ab morgen wieder mit 6-7BF – ich mache mich also fertig zum letzten Schlag dieser Reise. Jürgen von der „Atze“ hilft mir beim Ablegen, indem er die Vorleine fiert. Ich wünsche im Glück für seine Überfahrt nach Fehmarn, denn auch er will dieses „Windfenster“ nutzen, um zu seinem Winterlager zu kommen.
Ich setze noch im Hafen das Groß mit einem Reff und dann geht es unter Motor gegenan. In der Wismarer Bucht steht noch eine unangenehme Welle und DINE bockt heftig. Je weiter ich in die Lübecker Bucht komme, desto moderater werden die Bedingungen: weniger Wind, weniger Welle.
Ich sitze windgeschützt im Niedergang unter der Sprayhood und lehne mich an die Großschot. Die Anspannung fällt von mir ab, denn jetzt weiß ich, dass ich diesen Törn ohne Havarie zu Ende bringe.
Um nicht einzuschlafen, lese ich im Spiegel über die Wiederentdeckung der Romantik. Dort finde ich noch einmal eine Antwort auf die Frage „Wozu das alles?“ In einem Interview mit dem Schriftsteller Rüdiger Safranski geht es auch um die Bedeutung des Reisens bei den Romantikern: man löst sich vom Altbekannten, um offen für neue Blickwinkel und Gedanken zu werden. Safranski zitiert Nietzsche, von dem der Aufruf stammt: „Auf die Schiffe, ihr Philosophen!“ Das ist doch ein prima Motto für meine Reise…
Gegen 15.00 Uhr laufe ich in Travemünde ein und mache in der Marina Baltica fest. Damit ist dieser Törn beendet. Das Logbuch weist 2065 Seemeilen (für die Landratten: 3824KM) Reiseroute aus.
12.9.07
"Atze"
Flaggenparade: Diese Länder habe ich besucht...
Jürgen auf seiner "Atze".
Ich höre um 7.45 den Wetterbericht von DP07 auf Kanal 24: Windwarnung für Nord- und Ostsee. NW 4-5, zunehmend. Morgen soll es abnehmen. Ich zögere lange und entschließe mich dann, noch hier zu bleiben. Den fälligen Ölwechsel kann ich auch heute schon machen. Gesagt, getan – leider haben sie mir in Schweden einen falschen Ölfilter angedreht. Das ist nicht so schön, zumal ich die ganze Steuerbordkiste ausgeräumt habe, um an den Ölfilter heranzukommen.
Inzwischen ist der Wind mehr auf West gedreht und treibt die Wellen in den Hafen. Das hatte ich schon im April: heftiges Geschaukel im Hafen. Beim Herumkriechen in der Kiste wird mir dann auch ganz flau. Kopf nach unten ist immer kritisch…
Am Nachmittag hisse ich meine „Trophäen“ unter der Steuerbordsaling für ein Erinnerungsfoto. Ganz nach Vorschrift: „Von Auslandsfahrt heimkommende Yachten können im deutschen Hoheitsgebiet die Flaggen der besuchten Länder in der Reihenfolge des deutschen Alphabets untereinander unter der Stb-Saling führen…“ Irgenwie schon ein komisches Gefühl, dass der Törn schon wieder so gut wie vorbei ist. Mein Nachbarlieger Jürgen ist beeindruckt und schießt das Foto. Ich aber bin von Jürgen beeindruckt: Jürgen ist 73 Jahre alt und segelt den Sommer über einhand auf seiner „Atze“. Das werden ihm nicht viele Segler nachmachen. Er wartet auf sicheres Wetter, um nach Fehmarn zu segeln.Ob ich mit 70 noch segeln kann? Vielleicht nicht, aber ich glaube, man sollte im Alter irgendwie aktiv sein – egal, was es ist. Jürgen ist körperlich und mental fit. Handy, Laptop und W-Lan sind für ihn keine Fremdworte – hat er alles an Bord… Er flachst: „Mein Boot und ich sind zusammen über Hundert!“
11.9.07
Timmendorf / Poel
Heute mache ich mich auf den Weg: ich habe am Freitag in Travemünde den Krantermin und das Leihauto ist bestellt. Da sollte nach Möglichkeit jetzt nichts mehr dazwischenkommen und es sind etwas über 50 SM Weg. Das ist nicht viel, aber bei dem unbeständigen Wetter kann es noch knapp werden – z.B. bei West 7…Heute aber geht es und ich habe wieder eine Lücke im schlechten Wetter erwischt. In eineinhalb Stunden bin ich in Warnemünde. Dort tanke ich noch mal, kaufe zwei Fischbrötchen und dann geht es schnell weiter. Der Wind bläst zunächst mäßig aus NW und ich motore zusätzlich, um Strecke zu machen. Dann frischt der Wind auf und ich ändere meinen Plan, Kühlungsborn anzuschauen und segele weiter mit dem Ziel Timmendorf / Poel. Der Motor kann aus und es geht flott voran, denn der Wind dreht zum Glück nicht auf West. Es ist schon ein bisschen wie nach Hause kommen, denn Timmendorf war meine erste Station und ist jetzt die letzte vor Travemünde. Der Hafen ist noch erstaunlich voll, aber ich finde noch eine Box zum Festmachen. Zum Abendessen gehe ich in das kleine Fischrestaurant, dass ich vom April her kenne. Das Essen ohne Raffinessen – aber köstlich: Dorsch mit Bratkartoffeln und Salat.
9.9.07
Rostock
Osthafen gegenüber der Altstadt
Rathaus
Einkaufsmeile
Hier wird das Bruttosozialprodukt gesteigert...
Die Nacht war sehr unruhig, denn es hat mit 6-7 aus NW geblasen. Genau auf mein Boot, das schafft Unruhe. Ich bin am Morgen wie gerädert und habe keine Lust, noch einen Tag und eine Nacht da zu verbringen. Also mache ich das Schiff klar, um mich nach Rostock zu verholen. Das Ablegen bei dem stark auflandigen Wind ist nicht so einfach. Das Segelschulwissen („…Eindampfen in die Vorspring und dann rückwärts zügig herausfahren…“) hilft hier nicht weiter. Hinter mir liegt eine Yacht und auf DINEs bescheidene Rückfahreigenschaften will ich mich heute lieber nicht verlassen. Ein Stegnachbar hilft, in dem er die Vorleine hält und ich mache es umgekehrt: eindampfen in die Achterspring, Dine mit dem Bug vom Steg wegdrücken (…ein Vorteil des 23 Fuß-Bootes!) und dann mit Vollgas aus der Parklücke. Die Fahrt durch den Hafen nach Rostock Innenstadt ist entspanntes motoren unter Fock. Nach knapp 7 SM mache ich im Osthafen an einem Ausleger längsseits fest. Es liegen zwar Heckbojen aus, aber erstens 30 Meter vom Steg und zweitens ist der Hafen ist leer. So liege ich zudem ruhiger und kann auch leicht wieder Ablegen.
Der Hafenmeister, der am Abend kommt will daraus die große Nummer machen. Wenn es ein Scherz sein sollte, war er als solcher nicht zu erkennen, denn er will für drei Liegeplätze Hafengeld, weil ich ihn nicht vorher gefragt habe. Manche Leute sind schon komisch. Er lenkt dann ein und ich bezahle für zwei Nächte 18 Euro, einschließlich Strom und zwei Duschmarken. Die Preise werden also wieder günstiger.
Rostock ist nett anzusehen. Ich mache einen Bummel durch die Innenstadt. Hier wird viel gebaut und ist schon gebaut worden. Man versucht die Neubauten den alten Bürgerhäusern und Speichern anzupassen und das ist ganz gut gelungen. Meine Stegnachbarn, zwei Jungs aus Greven versorgen mich mit dem neuesten Wetterbericht. Danach habe ich morgen segelfrei, denn es gibt noch NW 6-7.
8.9.07
Runde komplett!
Die Runde ist heute mit dem Anlaufen von Warnemünde vollendet. (Bild anklicken)
BF 7-8 in Warnemünde Alter Strom
Seglergeschichten sind wie Anglerlatein – wahrscheinlich stimmt nur die Hälfte. Das ist aber egal, denn sie beschreiben, was jemand in der Situation gefühlt hat. Wellenhöhe ist z.B. so eine Sache. Auf Fotos machen sie wenig her. Man sieht nicht, wie sich eine solche Situation anfühlt. Aber der Reihe nach…
Nach dem Wetterbericht gibt es nur das Zeitfenster Samstagmorgen, um nach Warnemünde zu fahren. Bei NW-W fahre ich nicht gegenan nach Fehmarn. Der Bericht sagt NW 5 zunehmend, See 2 Meter zunehmend. Die Alternative: das Wochenende in Gedser bleiben. Das will ich nicht. Also schlafe ich unruhig, denn ich weiß, was auf mich zukommt. Mein Plan ist, früh loszufahren, um dann am Mittag in Warnemünde zu sein, bevor es richtig ungemütlich wird. In der Nacht heult der Wind in den Wanten. Das entmutigt. Trotzdem lege ich dann um 6.30 ab. Nur unter Fock und Motor geht es los. Das Großsegel lasse ich unten, denn ich möchte auf den Wellen nicht auf dem Vorschiff herumklettern. Zunächst geht alles noch entspannt, da die Wellenhöhe unter Land noch gering ist. Je weiter ich von Gedser weg bin, desto höher werden die Wellen. In schöner Regelmäßigkeit laufen Gruppen von Wellen durch, die wesentlich höher sind als die Durchschnittlichen. Und sie brechen – das ist das Problem. Irgendwann erwischen sie dich und das passiert mir heute auch: eine brechende Welle trifft das Heck von steuerbord und reißt das Boot herum. Ich lasse mich instinktiv auf die Knie fallen, um nicht das Gleichgewicht komplett zu verlieren. Aber DINE ist hart im nehmen. Ich weiß, das der Skipper eher schlappmacht, als das Boot und das ist irgendwie auch beruhigend zu wissen. Das Unangenehme ist heute, dass ich die Wellen vom Kurs her fast querab von steuerbord bekomme. Kurz vor Warnemünde erlebe ich einige Wellen, die mindestens 2,5 Meter hoch sind. Ich peile die Wellenberge stehend im Cockpit auf Augenhöhe. Ein Blick auf das GPS lässt mich dann doch erschrecken: DINE surft in einer Bö mit 9,1 (in Worten: neunkommaeins) Kn eine Welle herunter. Das ist viel für ein Boot, dass sich sonst mit 3-4 Kn bewegt. Der Pinnenpilot ist damit natürlich überfordert, also steuere ich selbst. Nach ein paar Stunden tun mir die Füße höllisch weh, weil ich mich ständig in der Schräge abstützen muss. Und jetzt was Intimes. Irgendwann muss man auch in dieser Situation die Blase entleeren. Ich habe schon Boote gesehen, die hatten einen großen Trichter mit Gartenschlauch an der Reling befestigt. Das ist mir aber doch zu rustikal. Sich an die Reling zu stellen ist indiskutabel: die Gefahr, über Bord zu gehen ist zu groß. Meine Methode: erst in die Pütz, dann über Bord. Das hört sich leichter an, als getan. Man stelle sich vor, man steht auf einer trabenden Kuh, kann sich mit einer Hand festhalten und versucht mit der anderen Hand sich aus dem Ölzeug zu pellen…
Kurz vor Warnemünde kommen mir einige Yachten entgehen, die atemberaubende Bocksprünge auf den Wellen machen. Ich denke, die sind verrückt, bei solchen Bedingungen den Hafen zu verlassen - das würde ich nicht machen. Dann wird mir bewusst, wie absurd dieser Gedanke ist… Aber ich weiß, dass ich solche Törns nicht unbedingt haben muss und bin froh, diese Situation in diesem Jahr nicht oft gehabt zu haben. Dann lieber Flaute…
Warnemünde ist leider im September noch proppenvoll. Ich finde im „Alten Strom“ nur einen ungünstigen Platz an der gegenüberliegenden Seite der Altstadt und ziemlich im Wind. Zudem liegt gegenüber ein Rummelplatz und ich werde ununterbrochen mit Schlagern und wenig originellen Ansagen eines Diskjokeys beschallt. Was soll’s – ich bin heil im Hafen. Und das war heute ein besonderer Schlag, denn in Warnemünde war ich schon am 11. April und damit ist mein Ostseetörn rund: ziemlich genau 2000 SM liegen bis heute im Kielwasser von DINE.
Nachtrag 21.00 Uhr: Habe ich heute mein Glück überstrapaziert? Der Wind steht mit 18 m/s = Bf 8 auf meinem Boot.! Alle Crews sind damit beschäftigt, ihre Boote zu sichern…
7.9.07
Gedser
So sieht das ganze Dorf aus...
Heute lerne ich mein Boot von einer anderen Seite kennen: von einer sehr guten! Ich wache um 5.30 auf und der Wind heult in den Wanten. Ein Hafentag mit ausschlafen wäre nicht schlecht… Aber ich möchte den NW nutzen, um nach Gedser zu fahren. Als ich die Leinen los werfe, kommentiert dies mein Nachbar mit „Heute soll es ja nicht so schön werden…“ Irrtum, es wird der beste Schlag des gesamten Törns. Es geht los mit NW 3-4 und DINE läuft schnell 4 Kn – in die richtige Richtung! Dann klart es auf und die Sonne scheint. Ich werde von der „Nordlicht“ überholt, die mich in Kristanopel so gut verpflegt hat. Ich funke sie an, aber sie reagieren nicht. Die Welle ist heute trotz des Windes nicht hoch, denn ich laufe in Lee von der Küste. Zeit für ein paar Fotos. Ich befestige das Stativ am Mast und fotografiere mich selbst. Dann frischt der Wind weiter auf und das erste Reff im Groß ist fällig. DINE läuft inzwischen 5,5 Kn. Der Wind frischt weiter auf – ich binde das 2. Reff ins Groß – DINE läuft 6Kn. Am Ende sind es 6,8 Kn mit 2 Reffs im Groß und bis auf ein Drittel weggerollter Fock. Das Schiff ist ein englischer Küstenkreuzer – und braucht einfach viel Wind. Aber so viel war es gar nicht. – in der Spitze Bf 6. Tatsache ist, ich fühle mich mit dem Schiff bisher nicht unsicher. Solchen Wind wie heute hätte ich auf dem Törn öfter brauchen können. In Gedser gehe ich in die neue Marina. Ein Schwede, der mir schon in Höllviken geholfen hatte, nimmt die Leine an und ich bin froh, als das Schiff in der Box verzurrt ist. Der Ort selbst erinnert an eine ausgestorbene Westernstadt: viele Häuser stehen leer und/oder sind zu kaufen. Kein Mensch auf der Strasse. Hoffentlich werde ich hier nicht eingeweht…
6.9.07
Klintholm
Ich habe nicht so gut geschlafen. Im Hafen stand Schwell und es hat ziemlich geklappert. Am Morgen ist alles Grau und ich starte nach Klintholm / Moen. Bei dem strammen NW-W 4-5 komme ich gut voran, denn mein Kurs geht nach SO, ich habe also raumen bis halben Wind. Endlich mal wieder segeln! DINE läuft gut und oft steht eine 5 auf der Logge. Die Klippen von Moen sind noch beeindruckender als die Klippen auf Rügen. Um das Kap herum habe ich wieder deutlich Strom gegenan und es gilt wieder die zahlreichen Stellnetze zu umfahren. Der Hafen von Klintholm ist sehr gepflegt und von Ferienhäusern umgeben. Hier möchte ich nicht im Sommer sein. Die Hafenmeisterin auch nicht. Sie bestätigt, dass es im Sommer hier ein mächtiger Rummel ist. Jetzt aber ist es sehr angenehm und schön und ich genieße die gepflegte Anlage. Im Hafen und im Supermarkt wieder meine lauten Landsleute. Mich stört dieses Gequake! Muss denn der ganze Supermarkt wissen, was die Crew von XY zu Abend essen will? Gestern lag auch so ein Spaßvogel neben mir. Um 21 Uhr stellt er seine Stereoanlage auf megalaut, um seine unsäglichen Oldies zu hören. Ungeniert geht das Spektakel eine halbe Stunde lang, bis seine Frau zurückkehrt und ihm einen Rüffel gibt. Wie halten es Frauen mit solchen Kerlen aus? Sie können alles, wissen alles und schreien es durch den Hafen. Beim Anlegen, dass von lautem Gerufe begleitet wird, poltern sie trotzdem gegen mein Boot…
5.9.07
Roedvig
Hafen von Kopenhagen
Sonnenaufgang
Klippen vor Roedvig
Fallen vor Roedvig
Ich starte um 6 in Kopenhagen. Der Sonnenaufgang verspricht schönes Herbstwetter und das gibt es dann auch. Es herrscht wenig Verkehr und ich komme problemlos aus dem Hafen. Der Wind ist schwach und umlaufend. Ich motore mit gesetztem Groß und komme nicht über 3,5 Kn. Ich habe Strom gegenan. Bei gleicher Motordrehzahl mache ich nach Norden 1,5 Kn mehr Fahrt. Hinzu kommt, das das Meer voller Gemüse ist: Wasserpflanzen, die sich an der Oberfläche zu Inseln versammeln. Ich muss in so eine Ansammlung gefahren sein, denn plötzlich geht nichts mehr. Der Motor dreht immer langsamer und ich kuppele aus. Dann bleibt mir nichts anderes, als über Bord zu gehen und den Propeller im Tauchgang freizuschneiden. Ich bin zu faul, das Großsegel herunter zu nehmen, deshalb leine ich mich vorsichtshalber an. Selbst bei geringer Windstärke kann man einem Boot nicht hinterher schwimmen. Die Aktion ist schnell erledigt und dann geht es weiter.
Die Küste vor Roedvig besteht auch aus Kreideklippen, die hoch aufragen und zum Meer hin abbröckeln. Vor Stevns Klingt und in der Bucht vor Roedvig wimmelt es von Fischernetzen, die es zu umfahren gilt. Aber ich habe da ja inzwischen Erfahrung und lege sicher im Hafen an. Neben mir legen im Laufe des frühen Abends mehrer deutsche Yachten an. Wiederholt kommt ein nervender Kommandoton von den Schiffen. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Außerdem sind Deutsche laut. Ich will das Gelaber von den Nachbarschiffen nicht hören und verhole mich in ein nettes Restaurant und esse eine leckere Scholle…4.9.07
Absolut...
... sehenswert: das „Thorvaldsens Museum“. Das muss man gesehen haben!!! Thorvaldsen (1770-1844) war ein dänisches Bildhauergenie. Er lebte 40 Jahre in Rom und kehrte dann nach Kopenhagen zurück. Er muss in seiner Zeit eine Art „Superstar“ gewesen sein. Die Stadt eröffnete 1848 einen Museumsbau als Gesamtkunstwerk, der bis heute unverändert zu betrachten ist. Ein wunderschöner Bau, in dem alles auf die Präsentation der weißen Marmorskulpturen abgestimmt ist. Daneben gibt es die umfangreiche Kunstsammlung von Thorvaldsen zu sehen. Eine unglaubliche Lebensleistung steckt hinter dem Werk… Es „herbstet“ inzwischen merklich und ich beginne nach und nach die warmen Sachen im Boot zu suchen. Erstaunlich, wie lange man in so einem kleinen Boot suchen kann, wenn man nicht mehr weiß, wo man die Dinge abgelegt hat. Kopenhagen ist eine tolle Stadt und ich bin froh, den Abstecher noch gemacht zu haben. Morgen geht’s aber weiter Richtung Süden.
3.9.07
2.9.07
Stadtbummel
Lille Havfrue
Amalienborg
Tivoli
Illum
Kongens Nytorv
Nyhavn
Stadtbummel in Kopenhagen. Vom Rathausplatz (Touristeninformation sonntags geschlossen!) geht es über die „Stroget“, der Einkaufsstrasse Richtung „Nyhavn". Dort sieht es wie in Amsterdam aus. Über den „Kongens Nytorv“ geht es nach „Amalienborg“ dem königlichen Wohnsitz. Im „Amalienhavn“ zeigen die Militärs ihre Schiffe. Natürlich darf der Besuch der berühmten „Lille Havfrue“ nicht fehlen . Es ist Sonntag und die Strassen sind voller Leute, zumal die Geschäfte geöffnet haben. Ich besuche das „Illum“. Ein feines Kaufhaus – einfach schicker als bei uns. Im Cafe finde ich über W-Lan Internetzugang und kann die Seiten aktualisieren und Wetterberichte einholen. Danach wird es wohl am Mittwoch weitergehen nach Süden. Der Liegeplatz im Christianshavn Kanal ist gut: sehr ruhig, viel Athmosphäre.
1.9.07
Kopenhagen
Öresundbrücke
Christianshavn Kanal
In der Nacht legt sich der Wind und die Vorhersage stimmt punktgenau: ich habe am Morgen N 2. Also schmeiße ich den Diesel an und das war’s dann mit Schweden – auf nach Kopenhagen. Das Wasser ist fast glatt und ich komme zügig voran, zunächst in der Höllviken-Bucht, dann Richtung Drogden. Die Strecke die ich geplant hatte, kann ich nicht fahren. Vattenfall baut da Offshore-Windenergieanlagen. Ich halte also nördlicher auf die Öresund Brücke zu und quere dort das Fahrwasser. Zwischen Amager und Saltholm habe ich dann Ström aus Süden, was mich zusätzlich um 1.5 Kn beschleunigt. Da ist dann Kopenhagen schnell erreicht. Spannend ist die Hafeneinfahrt durch das Lynette-Loeb und dann geht es an Amalienborg vorbei in den Christianshavn Kanal. Das ist wie in Amsterdam: Hausboote und Liegeplätze mitten in der Stadt. Es ist noch unerwartet voll, aber ich habe Glück und finde eine freie Box. Der im Törnführer empfohlene „Wilders Plads“ ist komplett belegt. Aber es ist auch Wochenende und hier ist ein Kommen und Gehen von Booten. Hinzu kommen die flachen Touristenboote (auch wie in Amsterdam), die hier unaufhörlich den Hafen und die Kanäle passieren. Von hier aus ist man schnell über die Knippelsbro in der Innenstadt, wo ein reger Trubel auf den Strassen herrscht.