31.8.07

Falsterbo- Kanal




Dies ist wahrscheinlich der letzte Tag in Schweden. Der Tankwart kommt wie versprochen um 8.30 Uhr und ich bunkere zunächst Diesel. Dann geht es los Richtung Falsterbokanal. Der Wind bläst wie angekündigt aus West mit zunächst 4, dann konstant 5. Die bewährte Strategie heißt auch heute wieder motoren plus gerefftes Großsegel. Wieder gibt es eine kurze steile Welle. Beim passieren von Trelleborg habe ich etwas Stress wegen der zahlreichen Fähren. Da das Boot gegenan nicht über 3,5 Knoten läuft, muss ich gut aufpassen, als ich das Fahrwasser quere. Dann wird das Wetter richtig mies: Regenböen und erstmals Gischt über das gesamte Boot. Als ich mich einmal nicht rechtzeitig hinter die Sprayhood ducke, bin ich klatschnass.

Der Kanal ist geöffnet und ich liege mit einem anderen deutschen Boot vor der geschlossenen Brücke am Ende des Kanals und warte auf die Öffnung. Es sind noch 20 Minuten bis zur Öffnung und bei dem Seitenwind kann ich die Zeit nutzen um zu Üben, dass Boot auf der Stelle zu halten. Der Brückenwärter macht die Prozedur zu einer kleinen Geduldsprobe. In Holland geht das alles ruck zuck, ohne Theater. Hier gibt der Brückenwärter über Lautsprecher Kommandos: „Come closer!“---„If you don’t come closer, I don’t open the bridge!“ Gib den Menschen ein Zipfelchen Macht – sie werden sie nutzen!
Als ich endlich die Brücke passiere, liegt dahinter der Sportboothafen Höllviken. Ich finde gleich eine leere Box und ein netter Schwede nimmt die Leine an. Er berichtet mir ganz freudig, dass er auf dem Weg durch die deutschen Binnenkanäle zum Mittelmeer ist. Auch ein schöner Törn. Ich treffe übrigens einige Leute, die nicht viel älter sind als ich und bereits die Rente durch haben…Den Rest des Tages kachelt es hier mit 5-6 und der Wind heult in den Wanten. Ich hoffe, dass ich morgen bis Kopenhagen komme, denn es soll noch dicker kommen!

30.8.07

Gegenan






Gut, dass man die Strapazen so schnell vergisst, wenn man im sicheren Hafen ist. Ich fürchte, der Rückweg nach Travemünde wird die „Tour der Leiden“. Heute bin ich um 5.30 Uhr gestartet, um vor 9.00 Uhr das Schießgebiet westlich von Kaseberga durchquert zu haben. Da ist heute Schießbetrieb und das Gebiet zu umfahren wäre 15Sm Umweg. Die Querung sind zwar nur 8 Sm, aber der Wind kommt aus West und es kachelt schon früh morgens mit gut Bf 4-5. Gegenan kreuzen macht mit Dine wenig Sinn, also laufe ich unter Motor. Da sich am Vormittag der Wind einwenig legt, setze ich mein Ziel neu: nicht Abbekas, sondern Smygehamn wird angepeilt. Später frischt es auf gut 5 auf und ich kreuze unter Motor und gerefftem Groß. Was mich antreibt ist der Wetterbericht. Für Montag ist ein neues Tief angesagt mit Bf 7 (Böen 9), da will ich in einem vernünftigen Hafen sein und ich würde gerne noch Kopenhagen sehen. DINE torkelt über die Wellen, was über 9 Std. richtig anstrengend ist. Aber ich bin inzwischen seefest. Die Wellen sind kurz und Steil und manchmal fliegt der Bug durch die Luft und knallt mit ohrenbetäubendem Lärm aufs Wasser. Die Wellenhöhe kann ich nicht einschätzen: 1 Meter? Gefühlte Höhe: 2 Meter. Die Fahrt geht z.T. auf unter 2 Kn runter und die Peilung der Orte bleibt quälend lange unverändert. In der Schaukelei kann ich mit dem Glas die Bojen erst recht spät ausmachen und es ist immer wieder ein befriedigendes Erlebnis, wenn sie genau da liegen, wo ich sie erwarte. Die Position auf dem Plotterbildschirm wandert milimeterweise weiter und ich gehe in die größte Vergrößerung, damit man die Bewegung überhaupt sieht. Nach einem wunderbaren Sonnenaufgang, vergeht der Tag grau in grau. Auch an Smygehamn fahre ich vorbei, was mir sehr schwer fällt. Am Ende ist es Gislövhamn und das Etmal beträgt 32,5 Meilen in 9 Stunden. Unter Motor! Zum Glück ist es die meiste Zeit trocken, aber 3 SM vor dem Hafen zieht eine Regenfront durch und der Wind geht kurzfristig auf 6 hoch. Das ist immer toll, wenn man gerade das Segel bergen will und man gedanklich schon am Steg liegt. Hier ist die Saison definitiv zuende: ich wähle diesen Hafen u.a. wegen der Tankstelle – die ist aber geschlossen. Per Telefonanruf kann man Diesel ordern, was ich auch mache. Bin gespannt, ob der Tankwart am Morgen wie versprochen um 8.30 Uhr den Diesel bringt.

29.8.07

Kaseberga





Heute war das nicht mehr so schön. Ich bin aus der Hanö-Bucht um das Kap bei Sandhammaren an die Südküste gefahren. Erst war es noch schönes Segeln bei halbem Wind aus West. Je näher ich der Huk kam, desto mehr drehte der Wind auf SW und frischte auf 5-6 auf. Der berühmte Kap-Effekt. Also Motor an und mit gereffem Groß gegenan. Aber hier baut sich eine kurze steile Welle auf, die mich erstmals in Stress gebracht hat. Höhe ca 1,5 Meter, aber mit der Tendenz zu brechen – das war kein Spaß mehr. Ich wollte auch nicht zu dicht auf die Küste fahren, also musste ich unter Motor kreuzen, um dagegen anzukommen. Bei der Schaukelei konnte ich mit dem Fernglas erst sehr spät die Hafeneinfahrt erkennen und Kaseberga ist ein kleiner Hafen, wo es nicht viel Platz gibt. Das Segel herunter zu bekommen ist bei den Bocksprüngen die das Schiff in der Dünung macht eine akrobatische Leistung. Ich hoffe darauf, dass „Pomuchel“ schon da ist und so ist es auch. Sie haben mich kommen sehen und nehmen die Leine an. Ich bin erstmals richtig froh, im sicheren Hafen zu sein. Ich hatte in Böen bestimmt Bf7 auf der Nase und da hört der Spaß für mich auf. Das Verrückte ist, dass eine Stunde später die See wieder völlig ruhig ist. Das geht hier unglaublich schnell, wie sich die Wellen auf- und abbauen.
Kaseberga ist ein netter kleiner Fischerhafen. Ganz in der Nähe auf der Steilküste befindet sich die größte erhaltene Steinsetzung „Ales Stenar“. Vermutlich stammt sie aus der Wikingerzeit und die Funktion ist nicht unumstritten. Man vermutet ein Grab oder die Funktion eines Sonnenkalenders.Morgen geht’s wahrscheinlich sehr früh weiter, um bis 9.ooUhr das Schießgebiet passiert zu haben, das sich westlich von Kaseberga befindet. Hoffentlich bläst es so früh noch nicht so stark. Der Wetterbericht der nächsten Tage kündet schon wieder die nächsten Tiefs an. Das Wetter nervt allmählich!!!

28.8.07

Simrishamn

Nettes Städchen!

Heutige Strecke

Tornado über der Ostsee!

Kirche

Der Hafen

Andere waren auch schon hier!


Hinter diesen Steinen liegt man sicher.

Das war heute ein Super-Törn über 33 SM. 7.45 los, 15.00 Uhr festmachen in Simrishamn. Das ist für DINE eine tolle Leistung. Die Bedingungen waren aber auch bestens. Sonne, halber Wind (W4-6) und eine moderate Welle sorgten für mächtig Fahrt. Das war einer besten Segeltage des gesamten Törns. Das Schiff braucht einfach Wind und mit gerefftem Groß und Fock läuft es heute gut 5 Kn.
Probleme machen eher die Wellen und die waren heute nicht so hoch – dann wäre es stressiger gewesen. Ich kann nicht direkt auf Simrishamn zuhalten, denn das Schießgebiet Ravlunda ist zu beachten. Es liegt aber nicht so, dass ein weiter Umweg erforderlich ist. Zwischendurch sehe ich am Horizont merkwürdige Zacken in den Wolken. Ein Blick durchs Glas zeigt tatsächlich einige Tornados. Die Rüssel gehen bis runter aufs Wasser ! Mit dem Teleobjektiv bekomme ich das aber nicht so gut fotografiert, wie es im Fernglas erscheint. Zum Glück findet das Ganze in ca. 10 SM Entfernung statt. Die nächste Aufregung erlebe ich bei der Hafenanfahrt. Nicht nur, dass der Wind mächtig aufbriest – aus ca. 3 SM sehe ich ein rotes Funkellicht im Hafen, später ein Zweites. Mit dem Glas kann ich es noch nicht genau erkennen. Was hat das zu bedeuten? Hafensperrung? Der Törnführer und mein „Donat“ helfen mir da nicht weiter. Nach einiger Ungewissheit erkenne ich beim Annähern, dass sich im Hafen ein Kran bewegt, der wild Signale gibt. Das sollte man vielleicht mal überdenken…Der Rest ist kein Problem mehr. Die Hafeneinfahrt ist geräumig, die Einfahrt in den Sportboothafen kein Problem. Es begrüßt mich die Skipperfrau von „Pomuchel“. Sie sagt, sie hätte in den letzten Tagen oft an mich gedacht. Sie hatten mit ihrer Hallberg Rassy 352 schon Stress von Hanö aus und sie hat sich Sorgen gemacht, wie ich das allein hinbekomme. Aber jetzt bin ich hier und mache noch einen Bummel durch das nette Städchen…

27.8.07

Segelgeschichten

Man sieht die Wellen durch die Einfahrt kommen... Ich messe 15m/s auf dem Kai.


Die 60-Fuss Yacht aus Darlowo. Habe ich nicht ein niedliches Boot?


Wellen wirken auf Fotos nie...

Nr.1: Ich bleibe auch heute im Hafen. Zwar könnte ich segeln, möchte mein bisheriges Glück aber nicht überstrapazieren. Als ich am Morgen meinen Kaffee zubereite, höre ich lautes Rufen im Hafen und gehe an Deck. Eine riesige polnische Segel-Yacht manövriert auf den Liegeplatz der Fähre zu und legt dort an. Der Hafenmeister läuft aufgeregt quer durch den Hafen und fordert sie zum sofortigen Ablegen auf, denn die Fähre kommt auch unmittelbar danach herein. Sie dreht noch einmal und verlässt den Hafen wieder für eine Warteschleife. Die Polen haben offensichtlich Probleme, bei dem stark auflandigen Wind wieder vom Kai freizukommen. Ein Bugstrahlruder setzten sie nicht ein, was ich bei der Yachtgröße erwarten würde. Als sie endlich freikommen, steuern sie direkt den Liegeplatz vor mir an, was mich etwas ängstigt: Souverän sah das bisher nicht aus, und was mich irritiert ist, dass der Skipper keine klaren Kommandos gibt. Da scheint jeder auf eigene Faust zu agieren und das macht mich nervös. Sie knallen auch erstmal mit dem Bug vor den Kai und bekommen dann das Schiff längsseits. Dabei bewegen sie sich fast ständig auf Tuchfühlung mit meinem Schiff. Letztlich geht aber alles gut ab und sie kriegen das Schiff fest.
Ein Besatzungsmitglied kommt nach einer halben Stunde zu mir und will sich eine elektrische Lenzpumpe ausleihen. Der Ankerkasten sei leckgeschlagen und sie hätten schätzungsweise 2-3 Tonnen Wasser im Boot. Zudem sei das Bugstrahlruder ausgefallen. Ich habe zwar eine fest eingebaute mechanische Lenzpumpe, aber keine elektrische. Der Hafenmeister organisiert das für sie.
Am Nachmittag unterhalte ich mich noch einmal mit dem Skipper. Die Yacht sei ein Prototyp und erstmalig unterwegs. Die eigentliche Baugröße soll 80 Fuß sein. Der Yacht-Designer sei auch an Bord.
Ich kann mir nicht verkneifen, eine Bemerkung über die fehlende Lenzpumpe zu machen, was er mit gequältem Lächeln quittiert. Die Geschichte bringt mich noch mal zum Nachdenken, worauf es beim Segeln ankommt. Ich bin da bekennender „Erdmann-Jünger". Seine Philosophie vom „Einfachen", aber „Zweckmäßigen" an Bord ist einleuchtend. Diese Millionen-Yacht hätte sich im Ernstfall (z.B. auf hoher See) möglicherweise nicht aus eigener Kraft über Wasser halten können!


Nr.2: Ein älterer Herr spricht mich auf „berlinerisch" an. Er freue sich immer, deutsche Segler zu sehen. Wehmütig erzählt er von seinen 40 Segler-Jahren, jetzt könne er nicht mehr segeln. Auf mich macht er aber einen sehr rüstigen Eindruck und ich empfehle ihm, diese Annahme noch einmal zu überprüfen. Als ich ihm erzähle, dass ich seit April unterwegs bin, beneidet er mich. Das habe er auch immer gewollt, aber seine Frau habe ihn nicht gelassen. Ich bedanke mich innerlich bei meiner Frau, die diese Reise immer unterstützt hat und bin froh, dass ich meine Reise verwirkliche.

26.8.07

Eingeweht...

...in Hanö. Der Hafenmeister hat inzwischen die Flaggen eingeholt, damit sie heile bleiben. Bf6-7 tu ich mir nicht an - obwohl die Richtung stimmt: NW. Da der Wetterbericht keine nennenswerte Änderung verspricht, werde ich wohl noch bleiben. Heute habe ich entdeckt, dass der Kaufmann hier Internet anbietet. Daher kann ich diese Einträge machen. Ansonsten werde ich mir gleich etwas Leckeres kochen...

25.8.07

Tolle Insel

So bläst es...

DINE am sicheren Platz


Geröllfeld


Drakamärket



Steinzeithöhle




Leuchtfeuer


Urwald



Strand


Der Hafen am Abend


Ich wache am Morgen durch heftige Schaukelbewegungen auf. Der Hafen ist nach NW offen und von dort kommt jetzt Schwell in den Hafen, genau auf meinen Liegeplatz zu. Die Nachbarcrews verlegen schon ihre Boote. Ich überlege, wie ich bei Bf 5 im Hafen mein Boot verholen kann und komme zu dem Ergebnis, dass ich das allein besser lasse und jemanden um Hilfe frage. Das hat ein aufmerksamer Schwede auch schon erkannt und bietet seine Hilfe an. Er kommt an Bord und flugs ist DINE an den NW –lichen Kai verholt und liegt wieder ruhig.
Die Geschmäcker sind verschieden, aber Hanö ist mein „Geheimtipp". Ich weiß nicht, was im Sommer hier los ist, aber jetzt st es wunderbar. Das fängt schon mit dem Hafen an. Es ist keine moderne Marina, sondern ein alter Fischerhafen mit entsprechendem Flair. Die Insel ist auto- und Mückenfrei (Eigenwerbung). Es gibt nur wenige Häuser und knapp 100 Einwohner – keine Ferienhäuser! Und sie hat eine schöne Größe: ca 2 Km², 6Km Umfang, man kann also alles bequem erwandern.
Seit der letzten Eiszeit hat hier niemand aufgeräumt und alles liegt so da, wie es die Gletscher zurückgelassen haben. Und das ist sehr beeindruckend. Hanö wäre der perfekte Drehort für Dokumentarfilme über Steinzeitmenschen, Dinosaurierfilme, ein Wikingerepos oder Fantasiefilm. Dabei gibt es im wesentlichen drei Szenerien: riesige Granitbrocken, die aufgetürmt z.T. Höhlen bilden, ausgedehnte Geröllfelder aus rundgeschliffenen Steinen unterschiedlichster Größe und urwaldartige Wälder, in denen der Boden mit Moosen und Farnen bedeckt ist. Wenn man eine Weile in dieser Landschaft wandert, werden Urinstinkte wach und man hält Ausschau, ob nicht hinter dem nächsten Felsen der Säbelzahntiger lauert. Und wenn dann plötzlich im Wald ein großes braunes Tier durch das Dickicht bricht, erschreckte ich heftig, bis mir wieder die wilde Damwildherde einfällt, die hier unterwegs ist und von denen man ab und zu welche sieht. Eine solche Landschaft beflügelt die Phantasie und so gibt es hier Sagen, die sich um den Ort ranken. U.a. soll ein Drache seine Spur in einem Felsen hinterlassen haben. Für Kinder, die außer Interesse an virtuellen Welten noch über Sinn für die Realität (das Original!) verfügen, muss dies ein Paradies sein. Die Wanderwege sind mühsam, denn auch sie sind mit Steinen bedeckt, aber es gibt viel zu entdecken. In einer Höhle finde ich auf einem Felsen sauber abgenagte Knochen, als sei Familie Feuerstein gerade mal eben zum Einkaufen weg…
Ich werde die Insel noch einen weiteren Tag genießen, denn der Wetterbericht sagt kein Abflauen des Windes voraus. Obwohl ich nach Simrishamn die Küste in Luv habe, baut sich hier doch eine ordentliche Welle auf. Ich sehe am Abend einen größeren Zweimaster hereinkommen, der mächtig in der Dünung rollt. Das bekräftigt die Entscheidung, noch mit der Weiterreise zu warten.
Infos zu Hanö: hier klicken

24.8.07

Hanö

Die Hasslöbron öffnet fuer mich


Hanö-Hafen


Urwald auf Hanö


Der Leuchtturm



Damwild

Alles richtig gemacht! Die Entscheidung Richtung Hanö loszufahren ist richtig. Zwar geht es gegen den Wind, aber der ist mit West 4, später 3 moderat und ich motore unter gerefftem Großsegel. Später kann ich das Reff herausnehmen, was noch mal einen halben Knoten Fahrt bringt. Ich starte früh, so dass ich noch die Stunden mit schwachem Wind nutzen kann, um gegen den Wind Strecke zu machen.
An der Brücke Hasslöbron, die die Insel mit dem Festland verbindet, rufe ich über Kanal 12 Kungsholmen Traffic an. Sie antworten prompt und öffnen ebso fix die Drehbrücke für mich und dann geht es gleich weiter. Ich habe einen faulen Tag: der Autopilot arbeitet zuverlässig ( wie lange?) und ich kreuze unter Motor nach Hanö. Während der Stunden denke ich noch mal über das gestrige Abschleppen nach. Das waren schon komische Leute. Als wir nach über 2 Stunden Schleppen in den Hafen kommen, macht sich der Skipper als erstes Sorgen um die Hafengebühr. Seine Frau, eine Russin ist kurz angebunden. Und dann eiert er mit einer Einladung auf sein Boot herum. Sie ist so halbherzig ausgesprochen, dass ich es vorziehe abzuwarten. Und das ist auch gut. Noch zweimal sagt er mir, man könne ja was unternehmen, er müsse aber erst seine Frau fragen. Um 18.30 Uhr gehen sie dann allein in die Stadt…
Manchmal sieht die Törnführer komisch. Meiner warnt eindringlich vor einer „ kleinen, dunklen, unbezeichneteten" Schäre, die im Nordosten von Hanö liegt und „nur eben" aus dem Wasser ragt. Das Ding ragt mindestens 5 Meter aus dem Wasser und ist aus 4 Sm Entfernung gut zu erkennen. Wer da bei sichtigem Wetter drauffährt, der sollte grundsätzlich im Hafen bleiben.
Hanö liegt im Sonnenschein und macht schon nach der ersten Sichtung Lust auf Erkundungstour. Die Insel hat einen netten kleinen Hafen und ist autofrei. Der Hafenmeister begrüßt mich per Handschlag und in bestem Deutsch. Er fragt mich, wo ich herkomme und ich erwarte nicht, dass er das Münsterland kennt. Aber Mats Tinghög hat in Münster studiert und nach einem Berufsleben als Zahnarzt, erfüllt er sich hier seinen Traum vom Rentnerdasein und arbeitet als Hafenmeister (einschliesslich Klo putzen). Seine Frau führt die Jugendherberge. Am Abend mache ich den die erste Inselerkundung. Wunderschön! In Hafennähe stehen einige Häuser und dann gibt es nur noch Natur. Sehr schön mit vielen großen Findlingen und Urwald dazwischen, in dem eine Damhirschherde frei herum läuft. Ich laufe nach „Bönsäcken", das ist ein Kiesausläufer am Nordwestende, der ins Meer ragt und sich in ständiger Umformung befindet.
Ich werde mit einem malerischen Sonnenuntergang belohnt und freue mich schon auf den nächsten Tag.

23.8.07

Karlskrona

Heutige Route

Der berühmte Rosenbom


DINE als Abschleppboot


Hier wird überall und ständig telefoniert...


Hafenblick

Die Schweden sind noch schilderversessenener als die Deutschen

Das war ein erlebnisreicher Tag. Ich starte um 7.00 Richtung Karlskrona. Der Wind bläst noch aus Nord mit gut Bf 4. Auf einer richtig ekeligen Dünung, die aus allen Richtungen kommt, habe ich Mühe, das Groß zu setzen. Ich lasse vor dem Wind den Motor mitlaufen, um mehr Stabilität ins Boot zu kriegen. Dann setzt der „Zeitlupenregen“ ein. So nenne ich einen Regen, der folgende Eigenschaften hat: es tröpfelt ganz wenig, man weiß nicht, ob man Regenzeug anziehen soll, aber die Tropfen sind groß und es dauert nicht lange, bis alles durchnässt ist, ohne dass man es merkt…
Dann wird der Wind schwächer und als ich in die Hanöbukt einbiege, fängt es richtig an zu regnen. Es ist richtg fies, denn die Luftfeuchtigkeit im Boot ist unglaublich hoch und es ist auch noch warm dabei.
Ungefähr 8 Sm vor Karlskrona fällt mir ein Boot auf, das fast im Fahrwasser ankert. Der Skipper, ein Schwede spricht mich an und fragt, ob ich ihn abschleppen kann. Er hat Probleme mit dem Motor. Ich reiche ihm eine gute Lidl-Festmacherleine herüber. Verwundert bin ich, dass er sie zunächst am Bugkorb festmachen will, dann besinnt er sich aber und belegt auf der Klampe. Mehr als 3,5 Kn schafft DINE mit dieser Last nicht mehr, aber nach zwei Stunden sind wir in Karlskrona und machen im Gästehafen fest. Ich mache eien Stadtbummel, weil ich den „Rosenbom“ sehen will. Ich kenne die Figur seit meiner Kindheit aus Selma Lagerlöfs „Nils Holgerson“. Wie immer ist die Realität eine andere, als die Erwartung. Der Rosenbom vor der Kirche ist nicht mehr das Original. Ach übrigens, Rosenbom ist eine Armenbüchse und Abbild eines Soldaten, der 1718 vor der Kirche erfroren ist. Ansonsten muss man Karlskrona nicht gesehen haben. Der Gästehafen liegt an einer vielbefahrenen Strasse, was sehr nervt. Deshalb werde ich Morgen nach Hanö durchstarten, auch wenn der Wind auf West gedreht hat. Das heißt mal wieder gegenan.

22.8.07

Pause







Gestern gab es noch ein heftiges Gewitter mit Regengüssen wie aus Eimern. Am Morgen Windstille und dann kachelt es wieder los mit Stärke 5. Ich gönne mir einen Ruhetag und mache klar Schiff. U.a. muss ich meine Kühlbox neu sortieren, den die Nachbarcrew hat mir jede Menge Lebensmittel geschenkt. Die Frau ist erkrankt und sie brechen ihren Törn hier ab. Ich mache einen Bummel durchs Dorf. Kristianopel ist eine nette Sommerfrische und ich kann mir denken, dass in der Saison hier viel los ist. Es gibt eine schöne Kirche und auf dem umgebenden Friedhof kann man auf den Grabsteinen sehen, dass die Leute in der Ruhe hier sehr alt werden…

21.8.07

Kristianopel



4,5 Kn über Grund. Das ist für DINE schon ein sehr guter Schnitt. Der 30 Sm-Törn von Kalmar nach Kristianopel war dann auch schon was für Fortgeschrittene. Um 8.00 lege ich in Kalmar an der Tanke an und fülle Tank und Kanister. Das Geschaukel gibt mir schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den Tag. Eigentlich wäre ich noch gern im sicheren Hafen geblieben, aber ich will den NO nutzen um nach Süden Strecke zu machen. Der Wind ist nicht so sehr das Problem, sondern die Welle. Die „frische Brise“ (Bf 5) entpuppt sich schnell als „starker“ (6) bis „steifer“ (7) Wind und es baut sich im Sund schnell eine Welle auf, die z.T. recht kabbelig ist. Bf 6 wird offiziell wie folgt beschrieben: „Bildung großer Wellen beginnt. Kämme brechen und hinterlassen größere weiße Schaumflächen. Etwas Gischt.“ So ist es denn auch und da ich den Wind im Rücken habe, komme ich mit den Wellen zurecht. DINE surft unter gerefftem Groß z.T. mit 6,5 Knoten die Wellen herunter. Viele andere Schiffe sehe ich heute nicht. Auch wenn ich mich nicht unsicher fühle, beschleicht mich der Gedanke, dass jetzt besser nichts am Schiff kaputt geht, oder irgendein Ausfall der Navigation die Lage verschärft. Das Ausbalancieren der Wellen ermüdet auf Dauer. Kurz vor meinem Ziel dreht der Wind noch einmal kräftig auf und ich gucke auf den Plotter, wo ich am besten das Segel berge. Ich will es wegen der Wellen nicht im flachen Wasser machen. Gott sei Dank funktioniert der Autopilot heute ohne Macken, wenngleich er vor dem Wind bei der Welle den Kurs nicht halten kann. Beim Segelbergen brauche ich ihn aber, um das Boot gegen den Wind zu fahren, während ich vorn das Segel einbinde. Geschafft, jetzt muss ich noch das Fahrwasser einhalten mit dem Wind von der Seite. Und dann kommt auch schon der kleine Hafen von Kristianopel, der nicht viel Platz zum Manövrieren hat und der Osten offen ist. Ehrlich gesagt habe ich etwas Herzklopfen, weil ich nicht weiß, ob er voll ist und wie sich das Mänöver bei Bf 5 gestaltet. Was ich vorher tun kann, bereite ich sorgfältig vor: Leinen aufklarieren, Fender raus, zusätzliche lange Leine auf dem Vorschiff bereitlegen.. Und dann geht alles recht schnell – ich habe aber auch nur einen Versuch! Der Hafen ist fast leer, nur ein deutscher Gastlieger, das Boot ist aber nicht besetzt – also niemand, der eine Leine annehmen kann. Ich fahre eine Runde durch den Hafen quer durch alle Bojen und gehe neben dem Boot in den Wind, klinke einen Festmacher an der Heckboje mit dem Karabiner fest. Mit genügend Fahrt geht es an den Steg, denn jetzt kommt das Schwierigste. Ich muss schnell genug an den Bug und an Land, bevor das Boot wieder zurücktreibt. Wenn zuwenig Fahrt im Boot ist, vertreibt man recht schnell. Jetzt, wo es wirklich darauf ankommt, klappt das Manöver perfekt: ich springe auf den Steg, Vorleine durch den Ring und das war’s. Danach sitze ich erstmal 10 Minuten im Boot und genieße die Entspannung.Später melde ich mich beim Hafenmeister an. Wir sind uns einig, das das Wetter Mist ist und er sagt: „May be I can make you happy!“ Sagt es und drückt mir den Code für die Sanitäranlagen in die Hand, ohne die Hafengebühr zu kassieren. Das war das untrügliche Zeichen: die Nachsaison läuft bereits

20.8.07

Endlich...

...ist der Schandfleck von Deck verschwunden!!!

Vorher: die Ruine der Backbordwinsch.

Nachher: eine nagelneue Lewmar-Winsch!

Kalmar ist eine nette Stadt: Rathausplatz

In der Nacht wache ich auf, weil das Boot heftig schaukelt. Der Wind ist auf Ost gedreht und macht mächtig Schwell im Hafen. Ich stehe auf und zurre die Fallen fest, die an den Mast knallen. In Kalmar finde ich im gut sortierten Marinazubehör das Objekt der Begierde: eine passende Lewmar-Winsch, wie ich sie seit Polen suche. Ich kaufe sie sofort, denn ich bin es leid, die Schot quer durchs Cockpit auf die Steuerbordwinsch umzulenken. Ich hatte in Hel unglücklicherweise die Backbordwinsch bei einem Reparaturversuch im Hafen versenkt. Ein alter Schwede – nein, ein netter älterer Herr, der auch Einhandsegler ist, hilft mir, die Schrauben festzuziehen. Er kontert die Schrauben an Deck, ich ziehe die Muttern unter Deck fest. Im Gegenzug helfe ich ihm, an seinem Schiff das Vorsegel zu wechseln. Er wundert sich, dass ich mit so einem kleinen Boot unterwegs bin. Da darf ich dann mal Volker von der SKROLLAN zitieren, der mir etwas genervt von den (Möchtegern-) Weltumseglern per Mail berichtet, die er hier getroffen hat: “Michael... ohne Scheiß...Du bist ein wahrer Held der Seefahrt...Die fahren Boote, da wär Deine DINE noch als Dingi zu klein und machen wegen so ein wenig Wind den Herrmann…“