Kristianopel
4,5 Kn über Grund. Das ist für DINE schon ein sehr guter Schnitt. Der 30 Sm-Törn von Kalmar nach Kristianopel war dann auch schon was für Fortgeschrittene. Um 8.00 lege ich in Kalmar an der Tanke an und fülle Tank und Kanister. Das Geschaukel gibt mir schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den Tag. Eigentlich wäre ich noch gern im sicheren Hafen geblieben, aber ich will den NO nutzen um nach Süden Strecke zu machen. Der Wind ist nicht so sehr das Problem, sondern die Welle. Die „frische Brise“ (Bf 5) entpuppt sich schnell als „starker“ (6) bis „steifer“ (7) Wind und es baut sich im Sund schnell eine Welle auf, die z.T. recht kabbelig ist. Bf 6 wird offiziell wie folgt beschrieben: „Bildung großer Wellen beginnt. Kämme brechen und hinterlassen größere weiße Schaumflächen. Etwas Gischt.“ So ist es denn auch und da ich den Wind im Rücken habe, komme ich mit den Wellen zurecht. DINE surft unter gerefftem Groß z.T. mit 6,5 Knoten die Wellen herunter. Viele andere Schiffe sehe ich heute nicht. Auch wenn ich mich nicht unsicher fühle, beschleicht mich der Gedanke, dass jetzt besser nichts am Schiff kaputt geht, oder irgendein Ausfall der Navigation die Lage verschärft. Das Ausbalancieren der Wellen ermüdet auf Dauer. Kurz vor meinem Ziel dreht der Wind noch einmal kräftig auf und ich gucke auf den Plotter, wo ich am besten das Segel berge. Ich will es wegen der Wellen nicht im flachen Wasser machen. Gott sei Dank funktioniert der Autopilot heute ohne Macken, wenngleich er vor dem Wind bei der Welle den Kurs nicht halten kann. Beim Segelbergen brauche ich ihn aber, um das Boot gegen den Wind zu fahren, während ich vorn das Segel einbinde. Geschafft, jetzt muss ich noch das Fahrwasser einhalten mit dem Wind von der Seite. Und dann kommt auch schon der kleine Hafen von Kristianopel, der nicht viel Platz zum Manövrieren hat und der Osten offen ist. Ehrlich gesagt habe ich etwas Herzklopfen, weil ich nicht weiß, ob er voll ist und wie sich das Mänöver bei Bf 5 gestaltet. Was ich vorher tun kann, bereite ich sorgfältig vor: Leinen aufklarieren, Fender raus, zusätzliche lange Leine auf dem Vorschiff bereitlegen.. Und dann geht alles recht schnell – ich habe aber auch nur einen Versuch! Der Hafen ist fast leer, nur ein deutscher Gastlieger, das Boot ist aber nicht besetzt – also niemand, der eine Leine annehmen kann. Ich fahre eine Runde durch den Hafen quer durch alle Bojen und gehe neben dem Boot in den Wind, klinke einen Festmacher an der Heckboje mit dem Karabiner fest. Mit genügend Fahrt geht es an den Steg, denn jetzt kommt das Schwierigste. Ich muss schnell genug an den Bug und an Land, bevor das Boot wieder zurücktreibt. Wenn zuwenig Fahrt im Boot ist, vertreibt man recht schnell. Jetzt, wo es wirklich darauf ankommt, klappt das Manöver perfekt: ich springe auf den Steg, Vorleine durch den Ring und das war’s. Danach sitze ich erstmal 10 Minuten im Boot und genieße die Entspannung.Später melde ich mich beim Hafenmeister an. Wir sind uns einig, das das Wetter Mist ist und er sagt: „May be I can make you happy!“ Sagt es und drückt mir den Code für die Sanitäranlagen in die Hand, ohne die Hafengebühr zu kassieren. Das war das untrügliche Zeichen: die Nachsaison läuft bereits
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