16.8.07

Die Lektion...

Sichere Bucht Solberganäset

... habe ich wohl noch einmal gebraucht! Im Hafen von Figeholm ist es in der Nacht und am Morgen relativ ruhig. Der Wetterbericht sagt 7-11 m/s Süd, also entscheide ich mich loszufahren. Irgendwie bin ich kribbelig und möchte weiter. Mein Kopf sagt mir, dass das unvernünftig ist, mit DINE gegenan zu fahren. Aber wie das manchmal so ist – man glaubt nur, was man tatsächlich erfährt. Meine Abreise ist zudem etwas überstürzt: ich vergesse Wasser zu bunkern. Mein Nachbar, ein netter Niederländer beneidet mich: „Sie haben es gut, dass Sie allein sind. Wenn Sie sagen, sie legen ab, tun Sie es auch. Bei mir dauert es noch eine Weile!“ Sagt er mit Blick auf seine Frau.
Ich fahre also los und in der Landabdeckung geht’s auch noch prima. Fock halb ausgerollt und unter Motor gegenan – kein Problem. Als ich aus der Landabdeckung herauskomme ist Schluss mit Lustig: gute 6 genau auf die Nase. Zwar gibt es nur eine Welle von ca 50 cm, aber das reicht, um DINE’s Fahrt zwischendurch auf null Kn zu drücken. Das macht einfach keinen Sinn! Deshalb suche ich nach einer Stunde hinter einer Schäre Schutz und lasse den Anker fallen. Das ist völlig verückt: keine 500 Meter vom Fahrwasser entfernt, liege ich in völliger Windstille und nach einer halben Stunde habe ich schon wieder das Gefühl, ich könnte eigentlich weiterfahren.
Die Niederländer sehe ich bald an mir vorbeifahren. Sie segeln eine schöne Hanse (?? mind. 33 Fuß), spielen Golf und haben einen Hund an Bord. Beim Smalltalk kamen wir gestern auf den Hund zu sprechen. Die Frau sagt, das der Hund schon seit 13 Jahren mitreist und Segelboote sein zweites Zuhause sind. Ich denke das auch, denn er bewegt sich frei und sicher auf dem Schiff – ohne Leine, ohne Schwimmweste, wie man es so oft sieht. Und auch sonst ist er recht selbständig. Heute morgen, als seine Dosenöffner noch schlafen, sehe ich ihn auf dem Vorschiff hocken und eine Riesenpfütze machen. Das scheint gelernt zu sein, denn er pisst immerhin nicht ins Cockpit und nicht an den Mast…
Um 14.30 fahre ich dann doch noch weiter. Der Wind hat einwenig nachgelassen und ich motore mit 2fach gerefftem Groß gegenan. Aber irgendwie ist heute der Wurm drin. Kaum habe ich die schützende Bucht verlassen gibt der Pinnenpilot wieder den Geist auf. Das ist heute richtig unangenehm, denn gegen Wind und Welle kann ich die Pinne nicht loslassen. Das muss ich aber, um ab und zu auf den Kartenplotter zu schauen, denn der steht unter Deck. Mir bleibt nichts anderes, als den Laptop aufs Schiebeluk unter die Sprayhood zu stellen. Zum Glück steht er ja auf einer Holzkonstruktion, die ich dort fixieren kann. Südlich von Oskarhamn gibt es noch mal schöne Schären und ich ankere in einer Bucht der Halbinsel Näset. Aber irgendwie war das Ganze nicht so effektiv: 13,9 Sm bei 4,7 Motorstunden. Macht im Schnitt 2,96 Kn Fahrt über Grund pro Stunde.
Am Abend zerlege ich den Pinnenpiloten erneut. Wieder ist Kondenswasser drin. Ein paar Minuten über der Origoflamme erwärmt und er läuft wieder einwandfrei. Aber mein Vertrauen in das Gerät ist dahin – es hat offensichtlich einen Fehler.