29.5.07

Nette Überraschung...

... SKROLLAN lief gestern Abend in Kuressaare ein. War mal wieder ein netter Abend in Gesellschaft mit Claudia und Volker.

Saaremaa

Landschaftstypische Vegetation: Wacholderbüsche


Ein Binnensee


Mit dem Roller über die Schotterpiste


Der Krater bei Kaali: vermutlich 4000 Jahre alt


Typisches Bild: Flieder und Steinmauer


Alte Mühle


Mauer alt

Mauer neu


Steilküste bei Panga

Ich stehe früh auf, und schwinge mich auf den Motorroller, um einwenig das Innere der Insel zu erkunden. Zunächst geht es zum Meteroitenkrater bei Kaali. Das sind so magische Orte, wo ich einfach hin muss. Zwar ist mir klar, das ich außer einem runden Loch nichts sehen werde, aber wann hat man schon mal wieder Gelegenheit den „bestzugänglichsten Metereoitenkrater der Welt“ zu besichtigen.
Es ist wirklich ein schöner Ort, zumal ich das Glück habe, bei Sonnenschein allein herum zu wandern. Neben dem Krater ist eine Schule bei der zur Pause -sehr originell- mittelalterliche Fanfaren ertönen…
Saaremaa ist außerhalb der einzigen Stadt sehr dünn besiedelt. Die Insel war zur Zeit der UDSSR Sperrgebiet. Jetzt wird in den Wäldern eifrig gebaut Der Este liebt wohl die Unabhängigkeit: mittem im Wald werden, völlig einsam, Häuser errichtet.
Ansonsten ist das Land geprägt von Weiden (auf denen selten Tiere stehen), Wacholderbüschen, Flieder und Findlingen. Um zur Nordküste zu gelangen, muss ich 15 Kilometer Schotterpiste fahren – war nicht so angenehm.Typisch für die Landschaft sind auch die sorgfältig aufgeschichteten Steinmauern, die Weiden und Anwesen abgrenzen. Ich bin ein Fan solcher Mauern und frage mich immer, was Menschen bewegt, solche Mühen auf sich zu nehmen, denn die Funktion ist manchmal (für mich) nicht erkennbar. Es sind Kunstwerke in der Landschaft und an der Steilküste Panga kann man eine nagelneu errichtete Mauer bewundern.

28.5.07

Aktuelle Position

Bild zum Vergrößern anklicken

Ein nettes Städchen...

... ist Kuressare: sauber, aufgeräumt, nett anzusehen.


Eine komplett erhaltene Burg aus dem 14. Jhd.

Ein Privathaus


Der Markt


Der Suur Töll - das wär doch was für unseren Marktplatz!



Nur noch 300 Km bis Helsinki



Ein Kleidungsgeschäft

Das ist doch ein Angebot!

27.5.07

Kuressaare / Insel Saaremaa / Estland

DINE in Kuressaare

Habe am Morgen Möntu verlassen, nachdem sich der Nebel einigermaßen verzogen hatte. Der Hafenmeister war immer noch voll (oder schon wieder…). Es gab so ziemlich jedes Wetter: Sonne, Nebel, Regen, Wind aus allen Richtungen, aber jetzt am Abend scheint wieder die Sonne! Hier ändert sich das Wetter unglaublich schnell. Ich mache unter Deck einen Kaffee und als ich wieder ins Cockpit komme ist der Himmel plötzlich dunkel. Dazu Wechsel von NE auf W und zurück innerhalb von 40 Minuten.
Kuressaare hat eine nagelneue Marina nach skandinavischem Vorbild: Stege, sanitäre Anlagen, Sauna, W-Lan, netter Hafenmeister - alles erstklassig! Ich bin das zweite deutsche Boot in diesem Jahr. Zur Einstimmung bekam ich vom Hafenmeister Prospekte über die Stadt und die Insel. Die habe ich gerade durchgeschmökert und bin recht neugierig auf die Stadt. Hier stellt sich so richtig Urlaubsgefühl ein – vielleicht bleibe ich ein paar Tage und mache mal einen Landausflug…

26.5.07

Möntu / Estland

Nebel in der Irbenstrasse

DINE in Möntu


DINE wird auf Radioaktivität untersucht



An diesem Steg wollte ich eigentlich festmachen...

Das war ein spannender Tag! Ich habe mich entschlossen, nicht nach Riga zu segeln, weil es ca 180 Sm hin und zurück währen und ich jetzt mal Urlaub machen möchte. Ich setze daher den Kurs auf Möntu / Estland. Ich stelle den Wecker des Handys auf 5.30, wache aber durch das Läuten erst um 6.30 auf, weil ich das Handy nicht auf Ortszeit umgestellt hatte. Vom Aufstehen bis zum Ablegen vergehen keine 15 Minuten und ich schaffe es noch, einen Kaffee zu machen. Als ich aus dem Hafen von Ventspils auslaufe ist es drückend warm und Gewitterwolken überziehen den Himmel. Ich bin unsicher, ob ich überhaupt auslaufen soll. Schwarze Wolken verdunkeln den Himmel und es beginnt zu regnen. Der Wind dreht am Vormittag von E bis W.

Ich durchsegel die Irbenstrasse! Klingt das nicht nach großer Seefahrt? Seit ich Erdmanns „Ostseeblicke“ gelesen habe, hat sich dieser Name als exotischer Ort in meinem Kopf festgesetzt. Und jetzt bin ich da! Ich durchquere zwei Schifffahrtsstraßen (mit drei f ?), sehe aber am ganzen Tag nur eine Fähre und ein schwedisches Segelboot. Zeitweilig segele ich durch ein Nebelgebiet und nutze erstmals mein Nebelhorn. Das war etwas seltsam: Sonne von oben und über dem Wasser Nebel. Dann drehe ich nach Norden ab und halte auf die Halbinsel Poolsaar zu. Jetzt wird es richtig spannend. Ich segel in strahlendem Sonnenschein und kann 5 Sm vor meinem Ziel kein Land ausmachen. Jetzt wird mir plötzlich klar, dass dies der erste Törn ist, auf dem ich erstmals über Stunden kein Land sehe. Ich sehe kein Land und bin völlig irritiert. Ich prüfe alles: GPS, Papierkarte, elektronische Karte und entdecke keinen Fehler. Erst in 3 Sm Entfernung entdecke ich den Leuchtturm Poolsaar im Dunst.

Möntu ist der berühmte A….. der Welt. Der Steg, an dem ich anlegen möchte liegt durch einen Sturm zerstört an Land. Das hat der Törnführer auch berichtet, aber das bezog sich auf 2005. Ich lege an einer Betonpier an. Ausser DINE liegt nur ein Fischerboot im Hafen. Die Bordergards sind sofort per Jeep zur Stelle und helfen beim Anlegen. Das wird die gründlichste und freundlichste Einklarierung des Törns. Die zwei Beamten kommen an Bord und ich fülle die Listen aus. Diesmal wollen sie alles genau wissen: Alkohol, Waffen, Drogen, Aufenthaltsdauer, Herkunft usw, alles muss aufgeschrieben werden. Die Jungs füllen ihre Formulare so langsam aus, als würden sie es zum ersten Male machen. Zum Ende der Kontrolle kommt dann aber die Überraschung: DINE wird mit einem Messgerät auf Radioaktivität untersucht. Alle Werte liegen aber glücklicherweise im Normalbereich! Nach dem offiziellen Teil werden die Jungs richtig locker und fragen mich über meine Reise aus. Ein Beamter macht auf meine Bitte ein Foto von mir und dem Kollegen.

Aber der Hit des Tages kommt noch! Ich gehe zum Hafenmeister, um mich anzumelden. Hätte ich es nicht gemacht, hätte ich wohl 10 Euro gespart – aber mir wäre auch was entgangen. Als ich an seinem Büro klopfe, schreckt er von seiner Liege hoch, hackenbreit torkelt er durch sein Büro. Er ist aber wach genug, um 10 Eur Hafengebühr zu verlangen. Er lässt sich nicht herunterhandeln – dafür darf ich seine erstklassige Privatdusche nutzen. Nach Zahlung der 10 Euro, muss ich mit ihm 2 Wodka trinken und suche nach einer Weile beduselt das Weite.

Ich habe hier schon den Eindruck, dass es nordisch wird: unbekannte Vögel, Mücken und andere Vegetation. Um 21.30 ist es so neblig, dass ich kaum aus dem Schiff sehen kann. Bin mal gespannt, wie es morgen weiter geht…
Um 22.00 taucht aus dem Nebel noch eine Fähre auf und der hackenbreite Hfenmeister macht die Taue fest. Die Fähre macht einen Höllenlärm und ich hoffe, dass ändert sich noch…

25.5.07

Hafengebühr Ventspils

Am Nachmittag verhandele ich mit dem Hafenmeister ueber die Hafengebühr. Er wollte 19,70, d.h. ca 30 Euro pro Nacht!. Er lenkt sofort ein: irgendwie ist ihm die Entscheidung der Betreiberfirma peinlich und er nimmt 25 Lat für 2 Tage. Es ist ein junger Bursche aus Riga. Später sucht er Kontakt und es stellt sich heraus, das er als Psychotherapeut ausgebildet ist, aber den Job nicht machen will. Er lebt für das Segeln und geht demnächst als Skipper für einen Chartertoern auf große Fahrt. Später kommt er noch mal zu mir und sagt, dass er jetzt mit dem Hafenbetreiber gesprochen hat. Ab sofort kostet der Hafen (bis 10m) 12,50 LAT.

AmAbend liegt „PILGRIM“ im Hafen. Skipper Winfried und seinen Kumpel hatten wir schon in Klaipeda getroffen. Auch er hat ein Versorgungsproblem mit dem Spiritus. Gibt es nirgends!

Neffe von Bord

Martin hat heute abgemustert und sich auf den Weg nach Riga gemacht. Von dort aus wird er zurueck nach Deutschlend fliegen. Vielen Dank fuer die nette Gesellschaft.
Jetzt bin ich wieder Einhand-Segler.

24.5.07

Ventspils / Lettland


(Noch) entspanntes Segeln

Kunst in Ventspils...


Ueberall gepflegte Parks

Hier ist Geld in der oeffentlichen Kasse!

Wir starten um 715 Richtung Ventspils, ein Schlag von annähernd 35 Sm. Nach kurzer Motorfahrt können wir Segel setzen und genießen die Fahrt. Bei raumen Wind und Bf 4 machen wir auch mit Dine ordentlich Strecke. Wir sehen weder Boot noch Flugzeug, kein Zeichen von Zivilisation um uns herum, außer den Plastiktüten im Wasser. Nach dem Mittag frischt der Wind auf Bf 5 auf und wir stellen nur unter Großsegel neue Rekorde mit Dine auf.
Als wir kurz 7 Kn erreichen, machen wir ein Reff ins Segel. Die Wellen entwickeln schnell eine Höhe von ca 1,5m und da sie schräg von hinten kommen geht es. Die Hafeneinfahrt erfordert dann aber volle Konzentration: Wind mit 20-25 Knoten querab und Wellen, die z.T. beginnen zu brechen, machen die Einfahrt nicht einfach. Wir bergen das Segel im Vorhafen.

Ventspils ist in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung. Die Unangenehme: der Hafenmeister verlangt für mein 23 Fuß Boot 19,70 LAT (umgerechnet 30! Euro) pro Nacht. Das ist der Hammer, weil es für den Preis keine entsprechende Gegenleistung gibt. Das einzige was stimmt, ist die Wassertemperatur der Dusche. Diese ist aber genauso siffig wie in Häfen für 4 Euro. Hier wünschte ich mir, dass der von mir so geschätzte Törnführer von Jörn Heinrich eine kritischere Wertung der Häfen vornimmt. Die Beschreibung des Hafens („…mit der blauen Flagge der Euro Yachting Association ausgezeichnet…“) weckt die Erwartung, dass es über Niveau liegt. Smiltyne war auch so ein Fall… Bleibt die Genugtuung, dass ich diese Zeilen auf dem PC des Hafenmeisters ins Web setze.

Bei der Stadtbesichtigung bleibt uns die Spucke weg. Im Gegensatz zu Klaipeda und Liepaja ist es es hier so aufgeräumt und sauber, dass wir völlig überrascht sind. Der Blick aufs Detail zeigt, dass hier offensichtlich so viel Geld in der Kommune vorhanden ist, von dem jeder deutsche Bürgermeister träumt. Überall gibt es gepflegte Parks, Spielplätze, Kunstwerke und die ganze Stadt ist mit mit neu gepflasterten (nicht geteerten!) Strassen ausgestattet. 3 KM sauberster Sandstrand mit hervorragender Infrastruktur (Duschen, Boardwalks, Kunstwerke) und gehe da allein entlang. Der Hafenmeister in Pavilosta sagte, dass der Lebensstandard in Riga über europäischem Niveau liege. Das glaube ich jetzt sofort. Leute, kauft Investmentfonds aus Lettland, hier ist Boom-Town!

Die Erklärung ist hier aber einfach: 11% aller russischen Erdölexporte gehen über Ventspils. Das schwemmt offensichtlich Geld in die Kassen der Stadt mit nur 44.000 Einwohnern.

Am Abend essen wir sehr edel in einem Restaurant in hervorragend restaurierten historischen Räumen. Das wiederum ist preiswert: 15,10 LAT für 2 Personen (Vorspeise, Hauptgericht, 2 Getränke).

23.5.07

Pavilosta

Planung des Toerns am PC

Dine in Pavilosta


Modell des neuen Hafens

Endlich mal wieder ein schöner Segeltag. Der Wind kommt am Morgen aus N und dreht dann tagsüber über NW auf W 4. In der Frühe ist es diesig, später aber schön sonnig und wir freuen uns, dass heute mal der Motor weitgehend still bleibt.
Auf den 28 Sm sehen wir kein anderes Schiff, kein Fischernetz, kein Dorf an der Küste, aber viele Plastiktüten im Wasser. Ich muss an Sönke Röver denken, der auf diesem Abschnitt seinen Motor wegen Überhitzung verloren hat, weil eine Plastiktüte den Ansaugstutzen für das Kühlwasser zugesetzt hat.
Gegen 16.15 erreichen wir Pavilosta, ein kleines Fischerdorf. Wir haben den Wind querab, als wir die relativ schmale Hafeneinfahrt passieren und Strom von vorn. Daher lassen wir das Vorsegel bis in den Hafenkanal stehen, um Ruhe ins Schiff zu kriegen. Der Hafen hat im Nordteil einen kommunalen Anleger, der inzwischen weitgehend zerfallen ist. Im Südteil hat ein privater Investor aus Riga mit dem Bau einer privaten Marina begonnen. Girts, ein junger Hafenmeister, der perfekt Deutsch spricht, nimmt unsere Leine an. Er hat Lehramt Deutsch studiert, u.a. in Hildesheim. Neue Stege sind schon da und wir sehen ein Modell der ganzen Anlage im Büro. Auch gibt es hier eine nagelneue Tankstelle für Autos und Yachten, die noch nicht eingeweiht ist. Unser Eindruck: das wird was, denn wer nach Liepaja Ruhe und Natur sucht, wird sie hier finden.

22.5.07

Aufstrebende Stadt

Rockcafe in der Innenstadt

Jaguar und BMW vor alten Haeusern

Dine in Liepaja

Hafentag in Liepaja. Der Ort ist so eine Art Geheimtipp: auf den ersten Blick nicht besonders ansprechend, aber er hat viel zu bieten. Der Eindruck ist, dass die Letten zuversichtlich voranschreiten. Was neu gebaut ist, ist gut gemacht – nicht so wie in Polen halb fertig.
Auffallend ist : alle 500 Meter gibt es eine Bank und viele Luxusautos. Im Stadtbild viele junge Leute, die in i.d.R. modisch gekleidet sind. Heute ist es warm wie im Sommer – fast zu warm für einen Stadtbummel.
Am Abend essen wir in einem Hotel-Restaurant. Das Essen ist vorzüglich und wir zahlen für Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch und Espresso 20 Lt., d.h. ca 30 Euro.
Der junge Hafenmeister besorgt mir mit seinem Privatwagen Diesel von der Autotankstelle. Der Sprit, den die Fischer fahren, ist zu stark verunreinigt.

Aktuelle Position 22.5.07


Liepaja / Lettland

Klaipeda: Warten auf den Zoll / Die PILGRIM ist gerade angekommen


Die Ausklarierung

Stresslose Motorfahrt

Einfahrt nach Liepaja



Leuchturm in Liepaja


Schrott im Hafen


Angriff der Letten - Queens

Wir stehen um 6.40 auf und wollen früh nach Liepaja aufbrechen. Der Zoll öffnet aber erst um 8.00. Wir fahren über den Seekanal und funken die Immigration Control an, damit sie zum Steg kommen.Sie antworten zwar sofort, lassen uns dann aber bis 8.40 warten. Inzwischen ist eine Yacht mit zwei Deutschen eingetroffen, die die Nachtfahrt von Polen hinter sich haben. Auch sie sind motort und wirken recht frisch.
Die Grenzer fertigen uns freundlich ab. Sie laufen mit vier Personen auf: ein Boss, eine Frau, die einen Stempel hält (der nicht benutzt wird), ein Mann der das Funkgerät hält und eine weitere Dame. Ich fülle Crewliste und Zollerklärung aus und hier bin ich wichtig: meine Person wird als "Master" bezeichnet. Dem Boss ist die ganze Inszenierung offensichtlich auch einwenig peinlich, denn er weist darauf hin, das Litauen bald das „Schengener Abkommen“ unterzeichne. Damit läge die Außengrenze der EU noch weiter östlich und die Grenzkontrollen entfallen. Martin kann es nicht lassen und fragt die Grenzer, ob er ein Foto machen kann, womit sie einverstanden sind.
Die Ausfahrt aus Klaipeda gestaltet sich leicht und schnell. Wir haben Wind und Strom im Rücken, von schwierigen Wellen keine Spur zu sehen. Leider schläft der Wind bald ein, so dass es mal wieder eine Motorbootfahrt wird. Vor der Flaute habe ich erstmals in der Ostssee ein Bad genommen, was aber noch sehr kalt ist.
Jetzt sitze im T-Shirt an Bord und schreibe diese Zeilen, während der Diesel uns mit 2500 Touren nach Liepaja schiebt. Wir vergammelnd die Zeit mit Schlafen, Essen (zuviel Kuchen….) und Lesen. Am Mittag werde ich von einer Wespe über dem Auge gestochen. Es schmerzt sehr, richtet aber sonst keinen Schaden an.
Die lettische Küste ist ein einziger Sandstrand mit dahinter liegendem Nadelwald. Von Orten ist kaum etwas zu sehen. Man spürt, dass wir uns langsam dem Norden nähern: blauer Himmel, wenige weiße Wolken, grüne Nadelwälder und es ist schon deutlich wärmer.
Gestern Abend lag ein Hauch von Sommer in der Luft.
Liepaja empfängt uns mit den gewohnten Bildern. Schrott, Industrie, Fischgeruch.
Unser Ausflug an Land endet etwas skurril. Wir sitzen in einem Musikcafe auf der Terrasse, als sich zwei Letten - Schönheiten an unseren Tisch setzen. Die Mädels sind vielleicht 18 Jahre alt und furchtbar aufgetakelt. Ihr Angebot ist eindeutig: sie halten uns für Russen und möchten mit uns ins Hotel gehen. Während die Mädels Getränke holen, verspreche ich meinem Neffen, dass ich es als meine Onkel-Pflicht ansehe, ihn vor drohenden Kollateralschäden zu bewahren…

20.5.07

Nidden (Nida) / Litauen

Die typischen Wimpel der Kurischen Nehrung


Die Wanderduene



Das Sommerhaus von Thomas Mann

Wir fahren mit dem Bus nach Nida, schaffen es aber erst um 12.00 Uhr. Auch diesen Bus verpassen wir beinahe, weil wir die Zeitumstellung vergessen. Uns ahnt so was und wir fragen einen Spaziergänger – gerade noch rechtzeitig, um zum Bus zu kommen.
Die Fahrt geht von Smiltyne aus über die Nehrung und wir haben einen schönen Blick durch die Bäume auf das Kurische Haff. Bis Nida sind es auf dem Wasser ca 25 Sm und wir sind am Abend froh, dass wir den Bus genommen haben. Mit dem Schiff hätte es zuviel Zeit gekostet.
Nida ist ein sauberes, aufgeräumtes Touristenstädchen. Von den ursprünglichen Fischerhäusern ist nicht viel geblieben. Ich glaube, ich habe überhaupt kein Fischerboot mehr gesehen. Das Sommerhaus von Thomas Mann bietet im Grunde kaum Exponate. An den Wänden hängen Kopien von Dokumenten über seine 2 Aufenthalte auf der Nehrung. Das Originalmobiliar ist nicht erhalten. Dennoch ist es ein kultischer Ort, an dem man glaubt, dem großen Schriftsteller nahe zu sein.
Das Wetter ist mal wieder wunderschön und wir erleben das blaue Licht, für das die Nehrung berühmt ist. Eine Wanderung zur großen Düne rundet die Ortsbesichtigung ab. In den Dünen sehen wir einen Storch und einen muskelbepackten Litauer. Der Storch wandert ruhig durch eine Wiese, der sonnenbankgegerbte Litauer lässt sich mit blankem Oberkörper mit seiner nicht minder spärlich bekleideten Freundin ablichten. Auf der Suche nach geeigneter „Location“ trampeln sie auch außerhalb der erlaubten Wege durch das Naturschutzgebiet.
Nidden wird offensichtlich von vielen Deutschen besucht. Überall hört man unsere Landessprache und werden von den Bernsteinverkäuferinnen auch gleich auf Deutsch angesprochen.,
Auf dem Rückweg sehen wir tausende von Mücken ausschwärmen, für die offensichtlich die Saison beginnt. Stiche haben wir keine…
Am Abend mache ich „Pfannkuchen-Pizza“, die uns sehr gut schmeckt und bei Rotwein und Dosenbier trinken wir uns den Hafen einfach schön…

19.5.07

Klaipeda / Litauen

Kuchenessen in Hel

Einkaufen in Hel

"Minenleger" an Backbord

Setzen der Gastlandflagge von Litauen

Da duerfen wir nicht hin!

Wie das Schild, so der Hafen

Hafenmeister in Smiltyne / Klaipeda

Hafentag in Hel. Bewundern der attraktiven Toilettenfrau. Kuchenessen, Ausklarieren, Start um 16.30 Richtung Klaipeda. Gutes Wetter, wenig Wind,wenig Welle. Wir laufen weitgehend unter Motor. Gegen 21 .30 Minenleger quer ab an steuerbord. Diesmal Treibnetze d.h. Oberflächennetze! Wir haben Stress, da der Fischer die Netze bei 6-7- Kn auswirft, wir ihn also nicht überholen können. Ich halte schließlich auf ihn zu, und er gewährt mir einen Kurswechsel nach Osten. Später versperrt uns ein weiteres Netz den Weg nach Osten. Wir tasten uns langsam heran und entdecken zum Glück eine schmale Durchfahrt. An der Oberfläche sind die Netze mit kleinen Bojen markiert. In der Nacht windstill und spiegelglatt, was zumindest das Motoren erleichtert. Gegen Morgen weht der Wind mit SW 3 und unterstützt den Motor, den wir weiterhin nutzen, um mindestens 5 Kn zu laufen. Nachts ist es sternenklar und im Norden wird es nicht dunkel. Die Nacht ist schon wesentlich heller, als die Nachtfahrt nach Warnemünde. Durch die Motornutzung erreichen wir Klaipeda nach 23 Stunden. Die Einfahrt in den Hafen gestaltet sich als schwierig: navigatorisch ist sie klar, aber ich vergesse zunächst den Strom, der sehr stark quer läuft und das Schiff stark versetzt. So treffe ich den Einlaufwinkel zunächst nicht. Hinzu kommen bei bestem Wetter und fast Windstille, unglaubliche Wellen. Die enstehen durch das auströmende Haffwasser.
Klaipeda ist der Schocker. Ein nicht gerade ansprechender riesiger Industriehafen empfängt uns mit ätzend lauter Hardrockmusik, so das wir die über UKW herbeigerufenen Zöllner kaum verstehen. Die Jungs kommen ans Boot, sind freundlich und alles klappt problemlos. Der Stadthafen ist wegen Arbeiten gesperrt, so dass wir an der anderen Seite des Seekanals in den Hafen Smiltyne fahren. Für den heruntergekommenen Hafen mit den seit einem Jahr nicht mehr geputzten Duschen zahlen wir 16 Euro. Platz 1. der überteuerten Häfen bis jetzt. Die Spundwände sind so verrottet und mit Nägeln und Eisenteilen durchsetzt, dass Martin sofort in der Praxis mitbekommt, wozu ein Fenderbrett taugt. Das hatte er kurz zuvor gefragt. Wir sind müde und nehmen den Hafen mit Resthumor. Die Luft ist lauwarm, wie bei uns im Sommer – und es gibt die ersten Mücken. Nach einem Resteessen und einer Dose Bier schlafen wir sofort ein.