Einlaufen in Travemünde.
Die Passat.
Das Schwesternschiff, die Pommern, haben wir in Mariehamn besichtigt.Ich bin ein bekennendes Weichei. Mir fehlt einfach die nötige Härte, wie sie einige der Segler haben, die ich unterwegs getroffen habe. Man kennt sich erst ein paar Minuten und schon berichten sie von „gutem Segelwind … so um die 7-8 BF – war tolles Segeln!“ Ich trinke auch kein Bier morgens um 8.30 Uhr im strömenden Regen, wie meine Nachbarcrew in Rostock… Ich möchte sicher nach Travemünde kommen und diesen Törn, der bisher ohne größere Probleme verlaufen ist, zu einem guten Ende bringen.
Die Nacht in Timmendorf ist (mal wieder) sehr unruhig. Der Wind heult in den Wanten und bläst die ganze Nacht über mit 5-6. Das zerrt nicht nur am Schiff (DINE schaukelt mächtig…), sondern auch an den Nerven. Habe ich mich diesmal verkalkuliert? Ich muss heute weiter, um nach Travemünde zu kommen. Krantermin und Leihwagen sind bestellt. Jetzt drücken plötzlich wieder Termine – ich kann nicht einfach abwarten. Bisher habe ich mit meinen Wetterentscheidungen immer Glück gehabt – sollte ich so kurz vor dem Ziel Pech haben? Nein, ich habe wieder Glück: gegen 7.00 Uhr lässt der Wind langsam nach. DP07 sagt aber um 7.45 Uhr schon wieder das nächste Sturmtief an. Tatsächlich bläst es ab morgen wieder mit 6-7BF – ich mache mich also fertig zum letzten Schlag dieser Reise. Jürgen von der „Atze“ hilft mir beim Ablegen, indem er die Vorleine fiert. Ich wünsche im Glück für seine Überfahrt nach Fehmarn, denn auch er will dieses „Windfenster“ nutzen, um zu seinem Winterlager zu kommen.
Ich setze noch im Hafen das Groß mit einem Reff und dann geht es unter Motor gegenan. In der Wismarer Bucht steht noch eine unangenehme Welle und DINE bockt heftig. Je weiter ich in die Lübecker Bucht komme, desto moderater werden die Bedingungen: weniger Wind, weniger Welle.
Ich sitze windgeschützt im Niedergang unter der Sprayhood und lehne mich an die Großschot. Die Anspannung fällt von mir ab, denn jetzt weiß ich, dass ich diesen Törn ohne Havarie zu Ende bringe.
Um nicht einzuschlafen, lese ich im Spiegel über die Wiederentdeckung der Romantik. Dort finde ich noch einmal eine Antwort auf die Frage „Wozu das alles?“ In einem Interview mit dem Schriftsteller Rüdiger Safranski geht es auch um die Bedeutung des Reisens bei den Romantikern: man löst sich vom Altbekannten, um offen für neue Blickwinkel und Gedanken zu werden. Safranski zitiert Nietzsche, von dem der Aufruf stammt: „Auf die Schiffe, ihr Philosophen!“ Das ist doch ein prima Motto für meine Reise…
Gegen 15.00 Uhr laufe ich in Travemünde ein und mache in der Marina Baltica fest. Damit ist dieser Törn beendet. Das Logbuch weist 2065 Seemeilen (für die Landratten: 3824KM) Reiseroute aus.