11.7.07

"Possibly thunder!"


Die Kinderfähre

Wegweiser auf Gullkrona


Das Cafe


Wir sondieren die Anlegestelle


DINE vor Heckanker am Felsen


Wir haben es geschafft


Kreuzotter

Das Wetter nervt langsam. Über Finnland liegt ein Tief, ein weiteres kommt von Osten. Die Schärenlandschaft liegt grau in grau und ist längst nicht so beeindruckend wie die Wirkung bei Sonnenschein. Wir starten den Diesel und machen uns auf den Weg nach Gullkrona. Ich bilde mir ein, dass der Motor besser schnurrt als vorher und den Ölwechsel dankt. Meine Lieben bleiben in der Kajüte und vertreiben sich die Zeit mit lesen und Kniffel spielen. Ich lasse den Autopiloten steuern, denn wir motoren unter gesetztem Groß die Fahrwasser entlang. Die Finnen sind noch segelfauler, denn sie motoren oft mit den besten Yachten, z. T. mit dem Wind im Rücken, ohne ein Segel auszupacken. Ich habe DINE inzwischen zum Motorsegler erklärt, denn die Segeleigenschaften dürften ziemlich genau einem solchen Gefährt gleichen…
Unser Ziel ist Gullkrona, eine Insel, die auf unserem Weg liegt und von Sönke Roever in seinem Buch als Idylle gepriesen wird. Wie das mit solchen Geheimtipps ist, sie sind in Wirklichkeit keine. Die Beschreibung mag für die Vorsaison zutreffen, jetzt ist hier Hochsaison und wir bekommen schon gegen Mittag keinen Liegeplatz mehr. Das macht uns aber nichts, denn ich habe schon bei der Anfahrt eine Bucht erspäht, in der wir uns vor Heckanker mit dem Bug an die Felsen legen. Ich manövriere das Schiff vorsichtig heran und Johannes klettert über den Bugkorb an Land und belegt die Vorleine an einem Felsen. Das ganze Manöver haben wir zuvor gut besprochen und den Felsen per Schlauchboot vorher ausgelotet. Der mittlere Teil von Gullkrona ist öffentlich und die westliche und östliche Seite als „privat“ ausgewiesen. Deshalb liegen wir in unserer Bucht völlig allein und fahren mit dem Schlauchboot zum Anleger. Der kleine Hafen wird von einer Fischerfamilie betrieben, die alles sehr familiär und nett betreiben. Es gibt ein kleines Cafe, Museum mit der Geschichte der Familie und einen kleinen Laden, in dem wir köstliche geräucherte Seeforelle kaufen. Ansonsten ist uns das Ganze zu überlaufen. Es ist ein Kommen und Gehen von Schiffen und die angeblich so freiheitsliebenden und auf Diskretion beim Ankern bedachten Finnen knubbeln sich in größter Enge an den wenigen Stegen. Dabei zeigen manche von ihnen unangenehmes Benehmen. Ich beobachte wiederholt, wie jemand ein Anlegemanöver vorbereitet und in letzter Minute von einem anderen Boot zügig überholt wird und weg ist der anvisierte Anlegeplatz! Diese Segelraudis drehen sich nicht einmal um, wenn sie angesprochen werden.Wir fahren zurück in unsere Einsamkeit und sind beim Landgang in wirklicher Wildnis. Ich stolpere fast über eine wunderschöne Kreuzotter, die auf einem warmen Stein liegt und die sich nur ungern von mir stören lässt. Ich fotografiere und sie zieht sich unter einen Stein zurück. Dort scheint sie zuhause zu sein, denn 2 Std. später treffen wir sie am gleichen Ort wieder an. Der Wetterbericht am Abend verspricht wenig Gutes. Die entscheidenden Vokabeln können an Bord inzwischen alle: „interference“, „local showers“, „moderate to good visibility“, „possibly thunder“! Das „possibly thunder“ ist inzwischen ein running gag an Bord. Wir versuchen es mit Humor zu nehmen, aber schade ist das schlechte Wetter schon!